[SIZE="4"]Sender plant „Bestatter sucht Frau“[/SIZE]
Nach dem immensen Erfolg von „Bauer sucht Frau“ bei RTL will die Konkurrenz Dating-Formate für andere Berufsgruppen testen.
Das Thema ist ein Dauerbrenner: Die Buchregale quellen über von Flirt-, Beziehungs- und Verhaltensratgebern. Frauenzeitschriften sind voll von Strategien, Analysen und Statistiken über unser Paarungsverhalten. Doch was machen Menschen, deren Beruf zwischen ihnen und der großen Liebe steht? Einsame Landwirte, die mit ihrem Job verheiratet sind. Für die gibt es die RTL-Doku-Soap „Bauer sucht Frau“. In der dritten Staffel bringt die Reality-Kuppelshow dem Sender mittlerweile an die acht Millionen Zuschauer und knapp 25 Prozent Marktanteil am Montagabend. Solche Zahlen verzeichnet sonst nur die ARD, wenn Sonntagabend ein guter „Tatort“ läuft.
Liebeshindernis Beruf
Von derlei Traumquoten träumt natürlich auch die Konkurrenz. Den RTL-Bauern auf dem Fuße folgen vielleicht bald weitere Kuppelshows. „Wir testen gerade, ob weitere Dating-Formate für Singles mit sozial weniger anerkannten Berufen denkbar wären“, sagt Dagmar Christadler, Pressereferentin von Pro7 gegenüber FOCUS-Online. Daher sucht der Sender momentan nach ledigen männlichen Bestattern zwischen 30 und 50 Jahren, um die Resonanz der schwer vermittelbaren Singles zu testen. An ein eigenständiges Format denken die Programmmacher dabei allerdings noch nicht.
Vielmehr wird ein Testlauf innerhalb des Lifestyle-Magazins „Sam“ ins Auge gefasst. „Ein- bis zweimal im Monat würden wir in einer Rubrik unterschiedliche Berufsgruppen wie Leichenbestatter oder Kanalarbeiter vermitteln“, erklärt Christadler. Deren Problem liegt auf der Hand: Sobald sie einer potenziell interessierten Frau ihren Beruf verraten, wendet sie sich angeekelt ab. „Überall, wo der Ruf bestimmter Berufsgruppen mit Tabus wie Schmutz oder Tod assoziert wird, braucht es einen stabilen Charakter als Partner“, erklärt der Hamburger Autor und Single-Experte Eric Hegmann. Arbeite der potenzielle Partner in derselben Branche, gebe es keine negative Reaktion. Erst, wenn sich sozialer Status und Hintergrund unterscheiden, würden Klischees abgeklopft.
Barmherzigkeit für die Quote
Sogenannte „Help-Shows“, in denen mehr oder weniger prominente Gesichter das Leben von Familien, Singles oder Paaren aufmöbeln, haben derzeit Hochkonjunktur im deutschen Fernsehen. Probleme bei der Erziehung mit dem Kind? Die „Super-Nanny“ bringt Eltern auf die richtige Spur. Die Wohnung könnte mal renoviert werden? „Einsatz in vier Wänden“ oder „Wohnen nach Wunsch“ gucken. Die Nachbarsfrau hat Krebs, ihr Mann kümmert sich aufopfernd um seine Frau, ist aber Hartz IV-Empfänger? Vera Int-Veen kommt mit ihren „Helfer mit Herz“ und macht Wünsche wahr.
Wer Gefallen am Elend anderer Leute findet, wird fast rund um die Uhr bestens bedient. Dass dabei das Elend der anderen zum Klassenstereotyp erhoben wird, belegen Studien zu Shows wie die „Super Nanny“. Die nutzwertigen Sendungen verstärken und überspitzen in der Regel Klischees zum Wohle der TV-Dramaturgie und auf Kosten einzelner sozialer Gruppen: Da sitzt der Bildungsbürger vor der Flimmerkiste, während die Nanny versucht, der Hartz IV-Familie Respekt im Umgang mit einander beizubringen. Ärzte, Juristen und Manager werden froh sein, dass es die Leichenbestatter, Kanalreiniger oder Erotikdarsteller sind, die Probleme bei der Paar-Werdung haben.