Eufemiano Fuentes hat auf einem Kongress seine skrupellose Thesen wiederholt: "Man kann eine Tour nicht mit Brot und Wasser fahren. Es sei denn, man fährt 28 statt 42 km/h im Schnitt." Im Rechtsstreit zwischen Jan Ullrich und dem Dopingfahnder Werner Franke wird Fuentes demnächst als Zeuge vernommen
Und der Radsport? Ach ja, der Radsport, sagte Eufemiano Fuentes: „Viele tolle Erinnerungen und immer noch eine Menge Angebote, dort zu arbeiten.“ Aber mit Radsport sei jetzt Schluss, ein für alle Mal. Zumindest versicherte das der Mann, der die Sportwelt im Allgemeinen und den Radsport im Besonderen als Drahtzieher der Blutdopingaffäre „Operacion Puerto“ nachhaltig ins Chaos stürzte, der „Gazzetta dello Sport“. Auf einem Sportmedizinerkongress in Spanien durfte der gelernte Frauenarzt einmal mehr seine skrupellosen Thesen zum Leistungssport verbreiten – teils krude Gedanken, teils aber auch von nachvollziehbarer Logik. So dozierte Fuentes: „Man kann eine Tour nicht mit Brot und Wasser fahren. Es sei denn, man fährt 28 statt 42 km/h im Schnitt.“ Zudem werde zu wenig in Prävention investiert, dafür zu viel in die Bestrafung.
Aussagen zu laufenden Ermittlungen gegen sich („Das Verfahren ist aufgeschoben, aber nicht abgeschlossen“) vermied Fuentes. Dafür rechtfertigte er die Notwendigkeit von Doping mehr oder minder deutlich: „Sport beeinträchtigt die Gesundheit – und wir Ärzte müssen helfen.“ Ob er damit auch die gefährlichen Bluttransfusionen meinte, die u.a. der Deutsche Jörg Jaksche erhielt, ließ Fuentes offen. Radfahrer, findet er, seien wie Minenarbeiter: „Sie wissen, dass ihr Tun riskant ist, doch es ist ihre Arbeit.“
Womöglich wurde Fuentes’ Auftritt auch in Hamburg registriert. Dessen Landgericht entschied vor einer Woche, dass der Arzt im Rechtsstreit zwischen Ex-Radprofi Jan Ullrich und dem Dopingfahnder Werner Franke als Zeuge vernommen wird – nachweislich gleich viereinhalb Liter Blut hatte Ullrich bei Fuentes gebunkert. Die Ermittler erhoffen sich auch Hinweise auf Doping in anderen Sportarten. Wie hatte Fuentes schon im Juli 2006 im spanischen Radio posaunt: „Ich habe auch andere Sportler behandelt: aus dem Tennis, dem Fußball und der Leichtathletik.“