Google will eine Internet-Enzyklopädie starten. Zwar ähnelt das Projekt zum Teil dem Web-Lexikon Wikipedia - einige Aspekte unterscheiden sich aber stark. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales machte sich bereits lustig über die "Googlepedia".
An Googles Projekt mit dem Namen "Knol" (wie "knowledge" - "Wissen") sollen zunächst nur Personen mitarbeiten, die dazu von Google eingeladen werden. Später ist aber eine freie Mitarbeit nach dem Wiki-Prinzip der Wikipedia-Enzyklopädie geplant.
"Es gibt Millionen von Menschen, die nützliches Wissen besitzen, das sie gern teilen würden, und es gibt Milliarden von Menschen, die davon profitieren können", sagte Google-Manager Ubi Manber in einem am Freitag veröffentlichten Beitrag für das Google-Blog. Google wolle die Plattform schaffen, um diesen Austausch möglichst einfach zu organisieren.
"Googlepedia" nennt Autorennamen
Die "Googlepedia", wie das Projekt im Netz gleich genannt wurde, unterscheidet sich von der Wikipedia vor allem dadurch, dass die Autoren von Beiträgen namentlich genannt werden. Google erwägt auch, sie an Einnahmen aus der Werbung zu beteiligen - im Unterschied zur werbefreien Wikipedia soll es bei "Knol" auch Anzeigen geben, wenn sich die Autoren der Beiträge dafür entscheiden. Auch die Verantwortung für die Inhalte soll allein bei den Autoren liegen.
Wikipedia-Gründer Jimmy Wales reagierte gelassen auf die Ankündigung. "Google macht viele coole Sachen. Aber viele von diesen coolen Sachen stellen sich als nicht so großartig heraus."
Wales äußerte die Erwartung, dass es wegen der Werbe-Möglichkeiten bei "Knol" entsprechend zahlreiche kommerzielle Artikel geben werde: "Man könnte dort schrecklich viele Artikel über Viagra finden."
678.000 Artikel in Wikipedias deutscher Ausgabe
Die englische Ausgabe der Wikipedia enthält 2,1 Millionen Artikel, bei der deutschen Ausgabe sind es zurzeit 678.000. Bei den Wikipedia-Artikeln wird immer wieder kritisiert, dass einzelne Beiträge von Personen mit bestimmten Interessen verändert werden.
Gleichwohl gehört die Web-Site mit mehr als 56,1 Millionen Besuchern im Monat allein in den USA zu den zehn meist genutzten Internet-Angeboten. Die verschiedenen Web-Sites von Google, darunter auch das Video-Portal YouTube, hatten im Oktober 131,6 Besucher in den USA. Diese Zahl der Visits ist die entscheidende Währung auf dem Online-Werbemarkt, der von Google dominiert wird.
Während Google eine Enzyklopädie startet, bereitet der Wikipedia-Gründer eine eigene Suchmaschine vor. Wales kommerzielles Unternehmen Wikia will dieses Projekt noch in diesem Jahr starten.