Die gemeinnützige Mozilla-Organisation will die Entwicklung des Internets weiterhin deutlich beeinflussen. Deshalb soll der kostenlose Webbrowser Firefox seinen weltweiten Marktanteil nahezu verdoppeln - auf 25 bis 30 Prozent.
"Es geht uns nicht um irgendeine Zahl, sondern um die kritische Masse, die wir brauchen, um Offenheit, Innovation und Interoperabilität im Internet voranzutreiben", sagte Mozilla-Chefin Mitchell Baker der FTD. "Wenn wir dazu 25 oder 30 Prozent Marktanteil benötigen, dann wollen wir eben so viel."
Die Mozilla-Stiftung ist einer der schlagkräftigsten Verfechter von offenen Computerstandards und offener Software. Die Zentrale ist im kalifornischen Mountain View, hier arbeiten 110 Angestellte. Mozilla will nach eigener Auskunft einen Ausgleich gegenüber kommerziellen Interessen sowie geschlossenen, kostenpflichtigen Programmen und Standards im Internet schaffen. "Das Internet, das von Google, Microsoft oder anderen kommerziellen Einheiten beherrscht würde, wäre extrem restriktiv", sagte Baker.
Der Firefox-Browser, dessen Quellcode frei zugänglich ist und der von Tausenden freiwilligen Programmierern auf der ganzen Welt ständig aktualisiert wird, kam erst vor drei Jahren auf den Markt. Firefox konnte sich sogleich als größter Rivale des Internet Explorer aus dem Hause Microsoft etablieren.
Rund 125 Millionen Nutzer setzen eine der 35 Sprachversionen des Browsers für ihre Reise durch das Web ein. Firefox hält derzeit einen globalen Marktanteil von 16 Prozent. In Deutschland liegt der Marktanteil sogar schon bei 34 Prozent. Hier hatte Microsoft einst den Browsermarkt mit fast 100 Prozent beherrscht.
Es geht nicht um Rache
Mozillas Ziel sei es aber nicht, Microsoft aus dem Markt zu drücken, betonte Baker. Sie erinnerte daran, dass dies Microsoft Ende der 90er-Jahre mit Netscape gemacht habe. "Um unsere Mission zu erreichen, müssen wir dem Internet Explorer natürlich Anteile abknöpfen", sagte die Mozilla-Chefin. Dabei gehe es nicht um Rache. "Wir versuchen, eine Wiederholung des Browser-Kriegs zu verhindern, aber das liegt nicht allein an uns", stellte die Managerin fest, die 1994 als Anwältin zu Netscape stieß.
Um Firefox unter die Nutzer zu bringen, kann Mozilla nicht auf die Hilfe der großen PC-Hersteller zählen. "Wir sind sehr daran interessiert, mit kommerziellen Anbietern zusammenzuarbeiten", sagte sie. "Als kleine gemeinnützige Organisation können wir aber nicht 2 oder 3 $ pro PC bezahlen, um auf jedem Gerät zu landen", stellte Baker fest. Ein großer PC-Hersteller habe Interesse an einer Firefox-Vorinstallation, sagte Mozilla-Manager John Lilly. Den Namen wollte er nicht nennen. Außerdem: "Wir würden dafür nicht bezahlen."
Anders der Internet Explorer, der stets mit jedem Rechner ausgeliefert wird, der mit Microsofts marktbeherrschendem Betriebssystem Windows ausgerüstet ist.
Neue Kunden durch Empfehlungen
Mozilla muss sich jeden Nutzer einzeln erkämpfen. Fast alle neuen Kunden kommen über Empfehlungen zu Firefox. Von Vorteil sei auch, dass "fast alle Techies und jeder in den Hightech-Firmen im Silicon Valley Firefox nutzen", stellte Lilly fest. Dies führe dazu, dass viele Websites, die gebaut würden, mit Firefox genutzt werden könnten.
Mit einer neuen Version seines Surfprogramms will Mozilla weitere Marktanteile gewinnen. Seit einigen Tagen steht eine Testversion von Firefox 3 bereit. Die endgültige Version werde im ersten Halbjahr 2008 fertig sein. Mozilla verspricht mehr Benutzerfreundlichkeit, neue Funktionen und noch besseren Schutz gegen Spionsoftware oder Internetviren.
Mozilla konzentriert sich derzeit auf die PC-Version von Firefox. Laut Baker werde es jedoch auch eine Variante für mobile Geräte geben, da in Ländern wie Indien und Korea das Handy der wichtigste Zugang zum Internet sei. "Es wird aber noch bis zu zwei Jahre dauern, bis wir soweit sind", sagte die 50-jährige Managerin. Sie forciert zudem die Weiterentwicklung des mäßig erfolgreichen E-Mail-Programms Thunderbird.
Um die Arbeiten für Firefox zu finanzieren, hat die 2003 von früheren Netscape-Mitarbeitern errichtete Mozilla-Stiftung vor zwei Jahren einen kommerziellen Ableger gegründet. Die Mozilla Corporation geht Kooperationen mit Suchmaschinenanbietern wie Google, Yahoo oder Baidu ein. Diese werden in der Liste der Suchmaschinen in Firefox vorinstalliert. Der Umsatz belief sich 2006 auf rund 67 Mio. $, der Gewinn vor Steuern auf 47 Mio.