So verhöhnt dieser Kriminelle unsere Justiz
Berlin – Er sieht aus wie ein Rapper. Aber Sinan F. (20) hat eine andere Karriere gemacht. Er ist schwer kriminell.
Deutschland diskutiert über ein schärferes Jugendstrafrecht. Der junge Bosnier aus Berlin lacht darüber nur. „Hier ist es so einfach, Straftaten zu begehen“, sagt er. „Die nehmen mich fest, ich bleibe eine Nacht in der Gefangenensammelstelle. Am nächsten Tag werde ich dem Haftrichter vorgeführt. Und der lässt mich laufen.“
Er ist einer von derzeit 437 Intensivtätern in Berlin.
SEINE POLIZEIAKTE: Einbruch, Diebstahl, Betrug, Sachbeschädigung, Raub, Hehlerei, Nötigung, Körperverletzung – mehr als 40 Ermittlungsverfahren!
Sinan F. hat keinen Schulabschluss, noch nie gearbeitet. Er bekommt keine Sozialhilfe, lebt von Einbrüchen. Offenbar gut: 65-qm-Wohnung (380 Euro Miete), Markenklamotten.
Erst vor acht Tagen wurde er wieder geschnappt, bei einer Einbruchstour mit Kumpels. Sinan F.: „Erst klingeln wir. Wenn niemand antwortet, öffnen wir die Tür mit einem Schraubenzieher. Einer steht unten Wache. Wenn wir draußen sind, verkaufen wir das Zeug, gehen essen.“
Die Festnahme endete wie immer: Gefangenensammelstelle, Haftrichter – frei! Ein frustrierter Polizeibeamter: „Nach dem Gesetz ist er nur ein Gelegenheits-Einbrecher. Es ist fast aussichtslos, dass der Richter U-Haft anordnet.“
Sinan F.s kriminelle Laufbahn – sie ist so typisch für viele Intensivtäter.
• In Berlin geboren, Mutter Hausfrau, Vater Bauarbeiter. „Sie kennen nur Bosnier“, sagt er, „sie sprechen kein Deutsch.“
• Er ist bis zur 8. Klasse ein guter Schüler. Dann schwänzt er ein ganzes Jahr und fliegt von der Schule.
• Mit 13 klaut er sein erstes Handy, zieht fast jeden Tag jemanden ab. Er grinst: „Auch mit Gewalt. War ja zu jung, um in den Knast zu kommen.“
• Mit 17 landet er zum ersten Mal im Knast, sagt: „Ich wurde wegen 14 Straftaten verurteilt.“ Er hatte einen jungen Mann, dem er zufällig auf der Straße begegnet war, fast ins Koma geprügelt.
Aber auch zwei Jahre Einzelzelle schreckten ihn nicht ab. Sinan F.: „Ich hatte ein Handy mit Flatrate, hab oft mit meiner Freundin und mit meinen Eltern telefoniert. Mein Cousin warf per Angelschnur Hasch und Döner über die Knastmauer ...“
In Bosnien, seiner Heimat, wird mit Typen wie ihm anders verfahren. „Dort ziehen dich die Polizisten in den nächsten Wald und regeln das selbst“, sagt er. „Danach machst du keinen Bruch mehr!“
Zurzeit wartet der Serienkriminelle auf seinen nächsten Prozess. Angst hat Sinan F. in Deutschland vor nichts: „Wenn mich jemand am Weglaufen hindern will, steche ich ihn ab.“