Schema F in der Formel 1
In seinem Element: Kimi Räikkönen bei der Champagner-Dusche
Die Rechnung kommt einem doch irgendwo her bekannt vor: dritter Sieg in Folge, zweiter Doppelerfolg, klare Führung in beiden WM-Wertungen - die Formel 1 gehorcht schon wieder dem Schema F, dem Schema Ferrari. Mit dem Unterschied, dass Michael Schumacher nur noch am Kommandostand oder im Testauto sitzt, manchmal. Aber das Schumi-Prinzip ist bei Kimi Räikkönen und Felipe Massa, den Schongang-Siegern von Barcelona angekommen. Die Formel 1 sieht wieder Rot vor Rot.
Räikkönen kokettiert mit nicht so perfektem Start
Zaungast Schumi, der einzig zufriedene Deutsche beim Großen Preis von Spanien, gefällt die Vorfahrt für Ferrari: "Unser Paket ist super, aber die Konkurrenz schläft nicht." Prinzipiell hat der Mann, der sich mehr um die eigenen Motorrad-Ausflüge und den Kart-Start von Sohnemann Mick kümmert, ja recht mit der Aussage, dass die WM immer noch eine enge Sache ist. In der Qualifikation zu den Rennen muss in Tausendstel kalkuliert werden, und beim Grand Prix kommt es auf die Tagesform an - aber der Rückstand von 4,1 Sekunden, die Lewis Hamilton bei seinem Podium-Comeback auf den Sieger notieren konnte, täuschen. Der Silberpfeil war in Wirklichkeit viel weiter entfernt vom Triumph. "Besser geht’s eigentlich nicht", sagt Sieger Kimi Räikkönen, und kokettiert noch mit seinem "nicht so perfekten" Start. Aber nach ein paar hundert Metern stand der Finne praktisch als Sieger fest.
Loch in der Nase als Symbol fürs gesamte Team
Autos, die in Barcelona funktionieren, heißt es in der Formel 1, taugen überall zum Sieg. Und das erstmals geöffnete Loch in der Fahrzeugnase, der bislang beste Aerodynamiktrick der immer noch frischen Rennsaison, taugt zum Symbol für die ganze Scuderia. Die neue Teamführung, die es Alt-Meister Jean Todt unbedingt zeigen will, kann den Rachen einfach nicht voll bekommen. Der Schlund am roten Auto erinnerte bei der Machtdemonstration auf dem Circuit de Catalunya nicht von ungefähr an ein Haifischmaul.
Domenicali ist besessen von Details
Die Vorgehensweise in Maranello erinnert ein bisschen an die Bundesliga-Bayern: Einmal richtig in die Gänge gekommen, legen sie immer noch zu. Und die Schmach vom Auftakt-Grand-Prix, als die Software verrückt spielte, ist immer noch nicht vergessen. Teamchef Stefano Domenicali ist nicht verliebt ins Detail, sondern besessen. Als nächstes muss seine Hundertschaft von Ingenieuren das Augenmerk auf den Qualifikations-Trimm legen, denn auf eine Runde ist der F2008 immer noch nicht hundertprozentig fit. Und da geht es wirklich dramatisch eng zu, liegt die beste Chance für den WM-Zweiten BMW.
Türkei-GP: Rückversetzung in die Schumi-Ära?
Wenn es stimmt, was Michael Schumacher behauptet ("Ich bin kein Speed-Junkie"), dann hat er dieses Suchtproblem einfach in Maranello zurück gelassen. In zwei Wochen beim Großen Preis der Türkei winkt der dritte doppelte Sieg in Folge, diese Serie gab es zuletzt 2004. Es wäre dann endgültig eine Rückversetzung in die Schumi-Ära.
Gruss burmtor