Diskussionen über die Reifenstapel
Heikki Kovalainen mit seinem Boliden unter dem Reifenstapel
Am Wochenende hatte die Formel 1 mal wieder Glück im Unglück. Der heftige Unfall des Finnen Heikki Kovalainen blieb ohne größere Verletzungsfolgen. Der Crash sorgte allerdings bei vielen Zuschauern an der Rennstrecke und am Fernseher für großes Entsetzen. Auch die Formel-1-Piloten hatten Angst um ihren Kollegen, der hilflos unter den Reifenstapeln in Barcelona gefangen war.
Immer wieder Glück
2001 ging ein solcher Crash von Luciano Burti in Spa-Francorchamps gut aus, im vergangenen Jahr schlug Lewis Hamilton ähnlich ein und kam glimpflich davon und auch jetzt beim Unfall seines McLaren-Mercedes-Teamkollegen gab es keine argen Verletzungen. Die Reifenstapel waren in diesem Fall Fluch und Segen zugleich, meinen viele Formel-1-Experten. Zwar könnten die Gummibarrieren viel Energie absorbieren, wenn aber ein Auto - wie bei Heikki Kovalainen in Barcelona - unter die Reifenstapel rutscht, dann drohe Gefahr für den Helm und somit den Kopf des Fahrers. "Zuerst müssen wir uns dort an der Stelle auch die Auslaufzone einmal genauer ansehen", beschrieb Red-Bull-Pilot Mark Webber in seiner Kolumne bei der BBC.
An der schlimmsten Stelle der Strecke passiert
"Zwei Sekunden später und Heikki hätte das Auto voraussichtlich kontrollieren können und nichts wäre gewesen. Das ganze ist aber wahrscheinlich an der schlimmsten Stelle der gesamten Strecke passiert. Ich bin am Donnerstag extra noch einmal mit dem Motorroller um den Kurs gefahren und habe mir die Stelle angesehen, weil dort in der Woche zuvor nicht einmal fünf Meter daneben mein Toro-Rosso-Kollege Sébastien Bourdais abgeflogen war."
Kopf bietet die heftigste Angriffsfläche
"Das Problem bei Heikki war der Einschlagswinkel. Das Gurtsystem, das die Reifenstapel zusammenhält funktioniert sehr gut, wenn man in einem schrägen Winkel dort auftrifft. Sie verformen sich nur kurz, absorbieren die Energie und bleiben dabei komplett unbeschädigt. Nur unsere Formel-1-Autos sind wie Bleistifte und bohren sich bei einem stumpfen Winkel einfach da hinein. Das Problem ist, dass dann der Kopf die heftigste Angriffsfläche bietet", beschrieb der Australier weiter.
Rosberg: "Das schaute schlimm aus"
"Diese Reifenstapel sind gefährlich", stimmte Williams-Fahrer Nico Rosberg im "Express" zu. Er mahnte: "Das darf nicht passieren, dass man unter die Reifenstapel rutscht. Die sollten doch versenkt werden nach dem Burti-Unfall in Spa." Der 22-Jährige Deutsche erinnerte sich an die Szenen, die sich nach dem Kovalainen-Unfall in Barcelona abspielten: "Beim Vorbeifahren sah man seinen Kopf gar nicht mehr, das schaute schlimm aus."
Reifenbarriere als Gefahr
Auch BMW Motorsportdirektor Mario Theissen sieht in den Reifenbarrieren eine Gefahr. Er sagte: "Das Problem war, dass die oberen Reifenlagen nicht auch zurückwichen und auf seinen Kopf drückten." Die Stapel waren mit Gurten in der Waagerechten verbunden, aber in der Senkrechten gab es womöglich zu wenig Halt. "Die müssten in sich stärker verzahnt werden", forderte Theissen.
Webber tief erschüttert
"Ich dachte in dem Moment nur, falls etwas passiert ist, dann soll es bitte schnell vorüber gewesen sein, ohne große Schmerzen", malte Webber ein pechschwarzes Szenario vom ersten Anblick der Kovalainen-Szene. "Als Fahrer siehst du das Medical Car überhaupt nicht gern und erst recht nicht, wenn sie dann die Unfallstelle auch noch mit Tüchern abschotten. Ich habe dann zuerst mein Team gefragt, ob es sich um Heikki oder Lewis handelt und dann musste ich weiter meine Runden drehen."
Daumen nach oben
"Das Beste war, dass uns einige Umläufe später ein FIA-Mitarbeiter den Daumen nach oben zeigte. Das war wirklich klasse von ihm. Es tat richtig gut zu wissen, dass es unseren Freund und Kollegen offensichtlich nicht so schlimm erwischt hatte", beschrieb Webber den erlösenden Moment hinter dem Saftey Car. Wenig später sahen auch alle Fernsehzuschauer, dass Kovalainen zwar auf der Trage abtransportiert wurde, aber per Handzeichen signalisierte, dass er nicht schlimmer verletzt wurde.
Gruss burmtor