Die Prozessor-Architektur x86 feiert am Wochenende 30. Geburtstag. Am 8. Juni 1978 stellte der Halbleiter-Hersteller Intel seine neue CPU 8086 mit den Worten vor: "Eine neue Ära hat begonnen". Damit begann eine der größten Erfolgsgeschichten der Branche.
Der 8086 war Intels erster 16-Bit-Prozessor und legte mit seinem Befehlssatz den Grundstein für eine bis heute fortwährende Produktlinie. Der Prozessor kam ursprünglich in PCs zum Einsatz. Heute erstreckt sich das Einsatzgebiet von x86-Chips vom Supercomputer bis zum Smartphone.
Im PC-Bereich hat sich die Technolgie inzwischen sogar vollständig durchgesetzt. Mit dem Wechsel Apples von IBMs PowerPC- auf x86-Prozessoren von Intel verschwand 2006 die letzte nennenswerte Alternative vom Markt.
Nachdem Anfangs ausschließlich Intel Prozessoren auf Basis des x86-Befehlssatzes herstellte, stiegen in den letzten drei Jahrzehnten mehrere andere Anbieter in den Markt ein. Vor allem AMD ist hier als größter Konkurrent zu nennen. Aber auch VIA (früher Cyrix), NEC, Texas Instruments, IBM, Transmeta und andere waren oder sind in dem Bereich aktiv.
Für Intel bedeutete der Erfolg der Plattform das Überleben. 20 Jahre lang hatte sich das Unternehmen vor allem auf den Markt für Speicherchips konzentriert, konnte hier aber nicht mehr länger mit den japanischen Herstellern mithalten. 1984 kam der Gewinn des Konzerns bereits vollständig aus der CPU-Produktion, 80 Prozent der Investitionen in Forschung und Entwicklung flossen aber in Speicher. "Unsere Strategie und die Ausgaben hatten mit der Realität nicht mehr das geringste zu tun", sagte der ehemalige Intel-Manager Albert Yu rückblickend.
Im folgenden Jahr vollzog der Konzern den Bruch mit dem Speichermarkt. Der Umsatz fiel von 1,6 Milliarden Dollar auf 1,2 Milliarden Dollar. Die hohen Restrukturierungskosten sorgten in den Bilanzen für einen Verlust von 250 Millionen Dollar. Kurze Zeit später ging es aber steil bergauf.
Dies hing auch wesentlich mit der Markteinführung des 80386-Prozessors zusammen. Intel brach mit dem Chip in das 32-Bit-Zeitalter auf. Während IBM, damals der größte PC-Anbieter noch voll auf 16-Bit-Systeme und das dazu passende Betriebssystem OS/2 setzte, konnte der aufstrebende Konkurrent Compaq Computer so einen Rechner auf den Markt bringen, der dreimal schneller war.
IBMs Vormachtstellung im PC-Markt, mit der das Unternehmen auch die gesamte Entwicklungsrichtung kontrollierte, ging damit ihrem Ende entgegen. "Aus der vertikalen wurde eine horizontale Industrie, die nun wirklich offen für alle war", sagte Patrick Gelsinger, der damals dem 386-Entwicklungsteam angehörte und später zu Intels Technikchef wurde.
1989 setzte Intel die CPU-Entwicklung mit dem 486 fort. Da mittlerweile neue potenzielle Konkurrenten heranwuchsen, war das Unternehmen daran interessiert, sich Rechte auf seine Produkte zu sichern. Zahlenkombinationen konnten allerdings nicht markenrechtlich geschützt werden. Mit der folgenden Generation, dem 586, wechselte Intel 1993 daher auf die Produktbezeichnung Pentium. In der Zwischenzeit hatte die Zusammenarbeit mit Microsoft - die so genannte Wintel-Allianz - dafür gesorgt, dass die ehemals übermächtige IBM zu einem Hersteller unter vielen degradiert war.
Die technische Entwicklung wurde daraufhin in den 90er Jahren vollständig von Intel angeführt. Erst im Jahr 2000 machte sich AMD daran, die Rolle des Marktführers in Frage zu stellen. Der Wettbewerber stellte mit x86-64 die 64-Bit-Architektur für x86-Systeme vor. Intel konnte in diesem Fall erst später nachziehen.
Mit Intels neuem Atom-Prozessor und der Partnerschaft mit dem Supercomputer-Hersteller Cray weitet sich der Einfluss der x86-Designs heute auf weitere Anwendungsbereiche aus. Im gesamten PC-Segment ist die Technologie unangefochten. "Es ist schwer einen Grund zu finden, warum sich das in absehbarer Zeit ändern sollte", so Todd Mowry, Informatik-Professor an der Carnegie Mellon University und Berater Intels in Forschungsfragen.