Klein, leicht, günstig – Mini-Notebooks zum Internet-Surfen sind der Techniktrend des Jahres. Nun mischt der Discount-Riese Aldi den Markt auf. Ab Donnerstag gibt es ein Medion-Modell für 400 Euro. Die Fachwelt ist begeistert, doch die Geräte dürften schnell aus den Regalen verschwinden.
Aldi steigt in das Geschäft mit den sogenannten Netbooks ein: Das "Medion Akoya Mini E1210" gibt es bundesweit für 399 Euro. Es verfügt als eines der ersten Netbooks über...
Es ist ein Gerätetyp, den es erst seit knapp sechs Monaten in Deutschland gibt: das Netbook – ein Mini-Notebook, das vor allem zum Internet-Surfen unterwegs gedacht ist. Netbooks sind klein, leicht, kosten weniger als 400 Euro und haben der Branche zuletzt einen Wachstumsschub verpasst. Nun mischt auch Aldi in dem Geschäft mit: Der Discounter wird am Donnerstag bundesweit das „Medion Akoya Mini“ für 399 Euro verkaufen – und hat damit in Blogs und Internet-Foren bereits eine gewisse Euphorie ausgelöst.
Grund für die gute Stimmung: Das Medion-Gerät kommt ohne die Schwächen aus, die bei den ersten Netbooks noch zu beobachten waren. „Das Akoya Mini ist sehr empfehlenswert, weil es praktisch den Komfort eines vollwertigen Notebooks besitzt“, sagt Computerbild.de-Experte Jens Appelt, der das Gerät vorab unter die Lupe genommen hat.
Im Vergleich zu anderen Netbooks wie dem Asus Eee PC 701 ist das Medion-Modell recht groß. Statt eines 7- oder 8-Zoll-Bildschirms hat das Akoya Mini einen 10-Zoll-Bildschirm mit Hintergrundbeleuchtung und einer Auflösung von 1024 mal 600 Bildpunkten. Damit werden Internetseiten in ihrer vollen Breite dargestellt. Noch ein Vorteil: Die Tastatur ist nicht so fummelig wie bei der Konkurrenz und taugt für längeres Tippen. Mit 28 mal 18 Zentimetern ist das Medion-Gerät allerdings wuchtiger als ein Eee-PC, wiegt rund 1130 Gramm. „In die Westentasche passt das Akoya Mini damit nicht mehr“, so Appelt. Für Aufmerksamkeit sorgt der Atom-Chip, der in dem Aldi-Rechner steckt. Den hatte Intel speziell für Netbooks entwickelt, bislang war er noch nicht auf dem deutschen Markt zu finden. Er ist geringfügig langsamer als ein herkömmlicher Zwei-Kern-Prozessor, verbraucht dafür aber deutlich weniger Strom. Zusammen mit dem einen Gigabyte großen Arbeitsspeicher sorgt der Chip für ein flüssiges Arbeiten, zumal das genügsame Betriebssystem Windows XP zum Einsatz kommt. Der Arbeitsspeicher kann bei Bedarf sogar erweitert werden – das ist eine Seltenheit bei Netbooks. Die Leistung des Akoya ist für nahezu alle Computeranwendungen geeignet, mit Ausnahme von aufwendigen 3D-Spielen oder Videobearbeitung.
Festplatte ist größer als bei der Konkurrenz
Auch die Festplatte ist mit 80 Gigabyte für die Geräteklasse großzügig ausgefallen. Andere Netbooks bieten meist nicht mehr als 20 Gigabyte, weil sie auf die teure Technik „Solid State Drive“ setzen. Die ist stoßunempfindlicher als herkömmliche Festplatten, aber für den Alltagsgebrauch nicht unbedingt notwendig.
Der Akoya Mini kann Speicherkarten von Digitalkameras lesen, hat eine eingebaute Webcam und empfängt Daten per Funk besonders schnell („Wireless LAN 802.11 b/g +Draft-n“). Nur ein Bluetooth-Empfangsmodul für das Übertragen von Handy-Daten fehlt. Das kann für rund 20 Euro zugekauft werden. Ein besserer Akku kostet 100 Euro, dieser verbessert die Durchhaltezeit bei intensiver Nutzung von rund zwei auf fünf Stunden.
Wie bei anderen Netbooks auch fehlt dem Akoya ein DVD-Laufwerk: Die Daten müssen deswegen über das Internet, per USB-Stick, Netzwerkkabel oder einem externen Laufwerk überspielt werden. Produktionsengpässe verderben Kunden die Laune
Die Ausstattung hat dem Aldi-Netbook in vielen Web-Foren bereits Lorbeeren eingebracht. Beim Schnäppchenportal Discountfan.de fragen sich die Nutzer, wann sie denn zum Schlangestehen kommen müssen – das hat es bei Aldi lange nicht gegeben. Tatsächlich könnten die Regale sehr schnell leer sein. Denn Hersteller des Akoya Mini sind weder Aldi noch Medion, sondern die taiwanesische Firma MSI. Und die kämpft derzeit mit Produktionsengpässen – unter anderem, weil Intel die riesige Nachfrage nach den Atom-Chips nicht bedienen kann. Beobachter glauben, dass Aldi deswegen nur einige Tausend Stück vorrätig haben wird. Genaue Zahlen verrät das Unternehmen nicht.
Wer am Donnerstag leer ausgeht, hat in diesem Jahr allerdings noch eine zweite Chance, das Akoya Mini zu kaufen. MSI vertreibt es ab August unter dem Namen „Wind U100“ zum selben Preis. Hauptunterschied zum Medion-Modell: Das Wind-Netbook verfügt über einen eingebauten Bluetooth-Funkempfänger. MSI rechnet jedoch damit, dass das Gerät erst im Spätherbst in großen Stückzahlen produziert werden kann.
Die Alternativen zum Aldi-Netbook
Die Konkurrenz schläft indes nicht. Asus wird in den kommenden Wochen ebenfalls ein 10-Zoll-Netbook mit Atom-Prozessor vertreiben. Modellbezeichnung: Eee-PC 1000. Weitere Alternativen sind das Aspire One für 229 Euro und das Fukato Datacask Jupiter 0708i. HP hat mit dem „2133“ das einzige Netbook im Angebot, das mit Windows Vista läuft. Auch Dell will bald mit einer Neuentwicklung das neue Marktsegment betreten.
Die Branche jubelt schon über die neue Dynamik, die die Netbooks ausgelöst haben. „Das ist kein Verdrängungswettbewerb zulasten der großen Notebooks, sondern ein Zusatzgeschäft“, so ein MSI-Sprecher. Netbooks werden zum Zweit-PC. Und das Internet ist bald überall zuhause.