Die Hardware-Spezialisten von Tom's Hardware sorgen derzeit mit einem ausführlichen Bericht über die angeblich nicht existierenden Stromsparvorteilte von Solid State Drives gegenüber herkömmlichen Festplatten für Aufregung. Jetzt reagieren die ersten Hersteller.
Das bekannte Hardware-Portal hatte in einem ausführlichen Test die SSDs von vier verschiedenen Anbietern unter die Lupe genommen. Besonders der überraschend hohe Stromverbrauch einiger Modelle stach ihnen dabei ins Auge, so dass sie sich näher damit beschäftigten. Das Ergebnis der Untersuchung: nicht alle Solid State Drives verbrauchen tatsächlich weniger Strom als herkömmliche Festplatten, auch wenn die Hersteller dies gern behaupten.
Das Problem liege darin, dass die SSDs im Betrieb ständig bei maximaler Leistungsaufnahme arbeiten, während herkömmliche Festplatte unterschiedlich viel Strom benötigen, je nachdem wie viel Energie für die Bewegung von Plattern und Lesekopf nötig ist. Letztendlich würden normale HDDs daher weniger Strom verbrauchen als die derzeit erhältlichen SSDs.
Tatsächlich konnte in dem Test keines der geprüften Laufwerke überzeugen. Einzig das bereits etwas ältere SSD-Modell von SanDisk konnte mit der Referenz-HDD mithalten, sich aber nicht absetzen. Es ermöglichte eine fast identisch lange Akkulaufzeit des Test-Laptops, bot aber nur eine Leistung auf dem Niveau der herkömmlichen Festplatte.
Die anderen SSDs von den Herstellern Crucial, Memoright und Mtron konnten zwar höhere Übertragungsraten bieten, verbrauchten dafür aber deutlich mehr Energie als die Referenz-HDD. Noch sind durch die Verwendung von SSDs also keine Einsparungen beim Stromverbrauch und somit längere Akkulaufzeiten zu messen, so das ernüchternde Fazit der Tester.
Die Hersteller wollen dies jedoch nicht einfach so hin nehmen.
Der weltgrößte Halbleiterhersteller Intel reagierte auf den Bericht, obwohl die Solid State Drives des Unternehmens gar nicht getestet wurden. Das Unternehmen ließ verlauten, dass die Hersteller durchaus Laufwerke bauen könnten, die eine verlängerte Akkulaufzeit ermöglichen. Dies müsse schon während der Entwicklung berücksichtigt werden.
Warum sich Intel einmischt? Der Konzern will noch in diesem Jahr eigene SSDs auf den Markt bringen, die Kapazitäten von 80 bzw. 160 Gigabyte bieten. Schon früher in diesem Jahr hatte ein ranghoher Mitarbeiter ein Papier (PDF) veröffentlicht, in dem er beschrieb, warum manche SSDs mehr Strom verbrauchen als andere. Intels eigenes Laufwerk schnitt in internen Tests dabei deutlich besser ab als das der Konkurrenz, bei dem die zum Stromsparen nötigen Eigenschaften fehlten.
Vom SSD-Spezialisten STEC waren ebenfalls Zweifel an den Testergebnissen von Tom's Hardware zu hören. Die Tester hätten sich ausschließlich mit Laufwerken der 1. Generation befasst, die schon länger erhältlich und für den Massenmarkt gedacht sind, hieß es. Derartige Geräte würden von keinem der großen PC-Hersteller verbaut, so das Unternehmen.
Es sei für die Produzenten von Solid State Drives enorm wichtig, einen niedrigeren Stromverbrauch sicher zu stellen, schloss man sich Intels Angaben an. Der Stromverbrauch müsse schon aus Wettbewerbsgründen extrem niedrig sein, da die Laufwerke sonst von den PC-Herstellern nicht verbaut würden.
Um dieses Ziel in Zukunft zu erreichen, sind laut STEC massive Anstrengungen der Hersteller nötig. Gerade die Verwendung von Multi-Level-Cell (MLC) Flash-Speicher, auf den immer mehr Hersteller setzen, schaffe neue Probleme. So müssen bei MLC-SSDs leistungsfähigere Steuereinheiten verbaut werden, was zu einem höheren Stromverbrauch führt.
Um einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Festplatten zu erzielen, soll daher weiter kräftig in die Entwicklung verbesserter Power Management-Systeme für Solid State Drives investiert werden.