Leipzig - Turner plant, im Januar 2009 in Deutschland den reinen Seriensender TNT Serie zu starten. Dieser soll vor allem dem schwächelnden Bezahlfernsehen neue Kunden verschaffen.
Serien feiern momentan eine Renaissance im Fernsehen. Nicht nur Quotenhits wie "Dr. House" oder "Monk" locken Woche für Woche ein Millionenpublikum vor die Fernseher. Auch andere, vornehmlich US-amerikanische Serien wie "CSI", "Eli Stone" oder "Grey’s Anatomy" gehören mittlerweile zum Standard-Repertoire im Primetime-Programm der großen Privatkanäle. Denn sie sind oft ein sicherer Quotengarant. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) heute berichtet, verfolgen allein über fünf Millionen Zuschauer zur Zeit dienstags die "Dr. House"-Geschichten auf RTL.
Auch Hannes Heyelmann, der deutsche Geschäftsführer von Turner Broadcasting System (TBS), der Fernsehsparte des US-amerikanischen Medienkonzerns Time Warner, bekennt: "Serien sind ein weltweit wachsendes Thema". Im Januar 2009 möchte Heyelmann nun laut SZ den Bezahlkanal TNT Serie (DIGITAL FERNSEHEN berichtete) starten, der sich auf eine Mischung aus Deutschland-Premieren und Serien-Klassikern wie "Emergency Room" oder "Monk" aus den USA spezialisieren wolle.
Mit TNT Serie geht innerhalb kurzer Zeit nach dem Fox Channel der zweite reine Seriensender eines US-amerikanischen Medienhauses auf Pay-TV-Kundenfang in Deutschland. Zwar kaufen die Deutschen bereits jetzt fleißig ganze Serien-Staffeln in der DVD-Edition, es bleibt jedoch abzuwarten, ob sie auch bereit sind, für ein auf feste Sendeplätze verteiltes Pay-TV-Angebot zu zahlen.
Wie die SZ weiter berichtet, wollen nun auch die Pay-TV-Anbieter vom aktuellen Serien-Boom profitieren. Fox versucht dabei mit Deutschland-Premieren von US-Serien wie "Reaper", "The West Wing" oder "Lost" zu punkten. Bisher ist Fox allerdings nur in Bezahl-Paketen des Kabelnetzbetreibers Unitymedia in Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie über Arena-Sat zu abonnieren. Am 4. Oktober soll der Kanal dann auch beim Pay-TV-Sender Premiere, an dem Murdoch mit mehr als 25 Prozent beteiligt ist, starten. Damit ersetzt Fox das Angebot Premiere Serie komplett. Auch der neue Turner-Kanal TNT Serie wird im Januar auf Premiere starten.
Das Programm von TNT Serie wird sich hauptsächlich aus Produktionen zusammensetzen, die aus den umfangreichen Time-Warner-Beständen, von den Töchtern HBO und Warner Brothers stammen. Der Rest wurde laut SZ bei Studios wie NBC Universal, Sony Pictures, CBS Paramount oder der Tele München Gruppe eingekauft. Geschäftsführer Heyelmann gibt sich vorerst bedeckt und gibt nur vage Auskunft: "Wir wachsen jeden Monat, aber die Verbreitung ist im Vergleich zum Free TV immer noch klein."
Anders als in den USA zählt Bezahlfernsehen in Deutschland nach wie vor zu einer Art Randgruppenerscheinung. Selbst der Marktführer Premiere hat seit Jahren mehr mit Verlusten als Gewinnen zu kämpfen, denn exklusive Inhalte sind teuer. Zudem ist das Angebot im frei empfangbaren Fernsehen äußerst groß und zahlreiche US-Serien-Hits feiern meist bereits im Free TV ihre Premiere. Allein in diesem Monat starten mit "Dexter" und "Californication" zwei weitere hochgradige Produktionen bei RTL 2.
Bei TNT Serie scheint man sich des Problems durchaus bewusst zu sein, denn als Abo-Argument werden zahlreiche Deutschland-Premieren aufgeführt. Dazu gehört auch die gerade mit sieben Emmys (DF berichtete) ausgezeichnete US-Serie "30 Rock" mit Alec Baldwin. Darüber hinaus bringt TNT Serie laut SZ Produktionen wie "Friday Night Lights", "Big Love", "Tell Me You Love Me" oder "Rescue Me" nach Deutschland. Die Genres sollen von Comedy- bis Krimi- und Krankenhaus-Serie reichen. Gesendet wird im Zweikanalton.
Sowohl Turner-Chef Heyelmann als auch Premiere-Manager Wolfram Winter glauben an einen Erfolg von TNT Serie und dem Fox Channel. "Wir können ganz anders programmieren. Außerdem wird bei uns keine Serie überstürzt wegen Quotendruck abgesetzt", so Heyelmann gegenüber der SZ. Wolfram Winter setzt dagegen auf Serienjunkies - schließlich habe doch jeder seine Lieblingsserie, für die notfalls auch bezahlt werden könne.