AlphaCrypt"-Hersteller: Premiere bremst Digitalisierung künstlich aus
Mascom, Hersteller des Pay-TV-Moduls "AlphaCrypt", schießt scharf gegen den deutschen Marktführer Premiere. Anders als beim konkurrierenden "ArenaSat" würden den zahlenden Kunden abgeschottete und mit Kopierschutz ausgestattete Digitalreceiver aufgedrängt, obwohl dies für den Empfang der meisten Programmangebote gar nicht notwendig sei.
Mascom verwies am Freitagnachmittag in einer Stellungnahme darauf, dass "ArenaSat"-Abonnenten Kanäle unterschiedlichster Anbieter wie Sportdigital, RTL-Crime, Premiere-Bundesliga, Sat.1-Comedy, Cartoon Network, AXN, MTV Hits, National Geographic, History Channel, Fox oder Kinowelt mit jedem handelsüblichen Common-Interface-Receiver und passendem CA-Modul empfangen könnten, während sich Premiere dieser technisch problemlosen Option seit Jahren verweigere.
EG-Richtlinie ausgehebelt - Kabelnetzer mit eigenen Standards
"Zertifizierte, d. h. vom Pay-TV-Marktführer kontrollierte Digitalempfänger sind nicht notwendig", betonte Mascom-Geschäftsführer Heinz Gruber. Sie dienten lediglich dazu, das Wohnzimmer vor Konkurrenzangeboten besser abzuschotten. Die Aussagen Grubers erfolgen nicht ganz uneingennützig. Seit Monaten prüft das Bundeskartellamt die restriktive Settop-Boxen-Politik von Premiere und deutschen Kabelnetzbetreibern. Gruber hofft auf eine Entscheidung, die zur Öffnung der Premiere-Plattform für alle Receiver führt. Dies würde den Absatz des "Alphacrypt"-Moduls als alternative Empfangslösung ankurbeln.
Gruber verwies auch auf die EG-Universaldienstrichtlinie 2002/22/EG vom 7. März 2002 und § 48 des deutschen Telekommunikationsgesetzes, die vorsehen, dasss "jedes Digitalfernsehgerät mit integriertem Bildschirm mit einer sichtbaren Diagonale von mehr als 30 cm ... mit mindestens einer offenen Schnittstellenbuchse ... ausgestattet sein" muss. In der Praxis sei die Vorrichtung aber nicht nutzbar, weil neben Premiere auch Kabelnetzanbieter durch proprietäre Hardware den Einsatz der Fernseher für den digitalen Pay-TV-Empfang konterkarieren.
Mythos Jugendschutz - kein zerifizierter Receiver notwendig
Erneut entkräftete der Mascom-Geschäftsführer auch das von Premiere häufig angeführte Argument, wonach für den von den Landesmedienanstalten vorgeschriebenen Jugendschutz bei FSK16- und FSK18-Sendungen zertifizierten Digitalreceiver notwendig seien. Tatsächlich setze aber "ArenaSat" einen von den Landesmedienanstalten geprüften und freigegebenen Jugendschutz auf Basis von CI-Modulen und herkömmlichen CI-Receivern jeglicher Hersteller ein. Die gleichen Bedingungen erfüllten auch die "AlphaCrypt"- und Cryptoworks-Module von Mascon, so Gruber.
Irreführend ist laut Gruber auch das Argument, mit einer CI-Lösung beim Empfang digital verschlüsselter TV-Programme könne der von den Content-Providern vermeintlich geforderte Kopierschutz nicht eingehalten werden. Fakt sei, dass es eine Forderung der Lizenzpartner in den meisten Verträgen gar nicht gebe. Letztlich bremse die Marktabschottungspolitik von Premiere die Digitalisierung aus, kritisierte Gruber. Es sei höchste Zeit, dass offizielle Stellen wie das Bundeskartellamt oder das Bundeswirtschaftsministerium zum Wohle der Zuschauer ein Machtwort sprächen.