Premiere kommt nicht aus den roten Zahlen: Der Münchner Pay-TV-Sender hat wie von Branchenkennern erwartet im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordverlust verzeichnet, die Anzahl der Abonnenten ging sogar leicht zurück. Wie der Konzern am Montagmorgen mitteilte, wurde unter dem Strich ein Minus von 269,4 Millionen Euro erzielt, nach 51,6 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg nur leicht von 937,2 auf 941,1 Millionen Euro, inklusive des bereits veräußerten Online-Shops "Home of Hardware" lag er bei 1,017 Milliarden Euro.
Die Aufwendungen stiegen auf 998,1 Millionen€ (2007: 853,6 Millionen€), schuld daran waren höhere Programmkosten für die Bundesliga und höhere Ausgaben für die Programmverbreitung. Das Ergebnis vor Steuern, Finanzergebnis und Abschreibungen (EBIDTA) lag bei minus 57,0 Millionen. Im Jahr 2007 verzeichnete Premiere noch ein Plus von 83,6 Millionen. Die Schulden des Abosenders beliefen sich zum Ende des vierten Quartals auf 318,1 Millionen Euro.
"2008 war ein sehr schwieriges Jahr, in dem wir einen großen finanziellen Verlust und eine Liquiditätskrise überstehen mussten, die unsere Existenz bedroht hatte", sagte der Vorstandsvorsitzende Mark Williams am Morgen. Nach der Einigung auf die Finanzierungsstruktur sei der nächste entscheidende Schritt die Zustimmung der Aktionäre zur Kapitalerhöhung auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 26. Februar und der Abschluss der Kapitalerhöhung in der ersten Jahreshälfte.
Rückgang auch bei den Abonnenten
Pay-TV-Sender Premiere (Quelle: Premiere)Zum Ende des vierten Quartals zählte Premiere nur noch 2,399 Millionen direkte Abonnenten (31. Dezember 2007: 2,534 Millionen), im Vergleich zum dritten Quartal mit 2,411 Millionen ging die Anzahl der zahlungswilligen Kunden noch einmal um 12.000 Kunden zurück - die Anzahl der HDTV-Haushalte wurde nicht getrennt ausgewiesen. Dem Gewinn von rund 21.000 monatlich zahlenden Abonnenten stand der Abgang von rund 33.000 "Flex"-Kunden gegenüber. Das Prepaid-Angebot wurde eingestellt und abgewickelt (SAT+KABEL berichtete).
Immerhin: Premiere konnte während des vierten Quartals insgesamt 153.000 neue Abonnenten gewinnen, 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 6.000 davon waren "Flex"-Kunden. Der Umsatz pro Kunde (ARPU) betrug nur 23,86 Euro€ und lag unter dem Wert des dritten Quartals. Der ARPU ist eine wichtige Kennziffer bei Pay-TV-Sendern weltweit. Premiere nutzen darüber hinaus rund 691.000 sogenannte Wholesale-Kunden (4. Quartal 2007: rund 790.000), damit sind indirekte Abonnenten bei Partnern wie Kabelsendern gemeint.
Der Anbieter schwor seine Anleger gleichzeitig auf weiter schlechte Zeiten ein: Der Mitteilung zufolge werden in diesem und auch im nächsten Geschäftsjahr rote Zahlen erwartet, erst 2011 will Premiere wieder positive Zahlen schreiben. Im Laufe des ersten Halbjahres 2009 sollen die Abonnentenzahl "stabil bleiben", ein Wachstum werde erst ab dem dritten Quartal erwartet, hieß es. Der Bezahlkanal kündigte gleichzeitig einen erneuten "Relaunch" und neue Marketinginitiativen an. Detaillierte Angaben wurden nicht gemacht. Premiere gehört zum US-Medienkonzern News Corp., der von Rupert Murdoch kontrolliert wird. Das Unternehmen kämpft aufgrund der Wirtschaftskrise selbst mit tiefroten Zahlen.
Quelle: satundkabel.magnus.de