Nach dem brisanten Nordderby der 2. Fußball- Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock (3:2) ist es zu schweren Krawallen gekommen. Randalierer aus beiden Lagern bewarfen Polizisten mit Steinen, Flaschen und Böllern.
In der Gegend um das Stadion brannten die teils vermummten Krawallmacher Feuerwerkskörper und bengalische Feuer ab. Ein 23 Jahre alter Polizist aus Schleswig-Holstein wurde bei den Ausschreitungen von Glassplittern schwer am Bein verletzt und kam in eine Klinik, wie eine Polizeisprecherin sagte. Weitere vier Beamte zogen sich leichtere Verletzungen zu. Wie viele Fans verletzt wurden, war zunächst unklar. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest.
Mehrere hundert Menschen - darunter auch schwarz gekleidete Autonome - zogen randalierend durch die Straßen. «Alles, was sich bewegen ließ, war auf der Straße verteilt - von Müllcontainern bis zu herausgerissenen Gehwegplatten», sagte die Sprecherin. Die Polizei rückte mit mehreren Wasserwerfern an und setzte auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Bei einem Zweitligaspiel in Hamburg sei die Polizei noch nie mit so vielen Beamten im Einsatz gewesen, betonte die Sprecherin. «Die beiden Fangruppen sind so verfeindet, dass sie nur noch rot sehen.»
Gegen 21.00 Uhr sei es gelungen, alle Rostocker Fans in einen nahe gelegenen U-Bahnhof zu bringen. Kurze Zeit später seien die Fan-Busse abgefahren. «Nach unseren Erkenntnissen sind jetzt keine Rostocker mehr in der Stadt.»
Bereits vor der Partie war es zu Ausschreitungen von Rostocker Fans gekommen. Auf dem Vorplatz eines U-Bahnhofs in der Nähe des Stadions gingen Randalierer mit Bierflaschen auf Polizisten los. Einen Anhänger des FC St. Pauli setzte die Polizei am Hauptbahnhof fest, weil er einem Rostocker Fan eine Gaswaffe an den Kopf gehalten hatte. In der Halbzeit des Nordderbys zündeten Rostocker Chaoten bengalische Feuer und Feuerwerkskörper. Das Stadion war voller Rauch. Anhänger von Hansa Rostock hielten ein Transparent hoch, auf dem «Hansa Hooligans» stand. Insgesamt waren nach Polizeiangaben rund 1500 Rostocker Fans im Stadion.
Bereits beim Hinspiel in Rostock hatte es Krawalle gegeben. 15 Menschen waren verletzt worden, darunter sechs Polizisten. Zudem waren 52 Personen in Gewahrsam genommen worden.
«Dass es ein Problem mit den Rostocker Fans gibt, war allen vorher bewusst», sagte Corny Littmann, Präsident des FC St. Pauli. Littmann war erleichtert, dass die Partie zu Ende gespielt werden konnte: «Zumindest ist es gelungen, das Spiel über 90 Minuten durchzuführen.»
Kurz vor Beginn des Spiels um 18.00 Uhr hatten sich 300 Rostocker Fans, die keine Eintrittskarten hatten, vor dem Gästeeingang des Stadions versammelt. Die Polizei in Rostock hatte vor dem Spiel vier Personen in Gewahrsam genommen. Sie wurden vor der Abfahrt eines Sonderzuges nach Hamburg vorläufig festgesetzt, teilte eine Sprecherin in Rostock mit. Zwei der vier Festgenommenen seien schon beim Hinspiel in Rostock auffällig gewesen.
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