Weiter Streit um vermeintliche "Killerspiele" - Computerspielpreis
Die vermeintlichen "Killerspiele" stehen auch weiter im Zentrum einer breiten politischen Diskussion. "Wir wissen, dass diese virtuelle Welt dazu führt, dass Hemmschwellen abgebaut werden. Und eine Welt, in der die Menschen immer enthemmter sind, die wird dann im Einzelfall auch solche Gewaltexzesse wahrscheinlicher machen", sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) dem Informationssender Phoenix am späten Montagabend.
Allerdings könne man "am Ende die Freiheit nicht ganz reglementieren, deswegen ist es wichtiger darüber nachzudenken: Schaffen wir bessere Angebote." Es sei viel besser, so Schäuble, "wenn männliche Jugendliche Fußball spielen oder mit anderen zusammen sind, als dass sie Stunden um Stunden vor ihrem Computer sitzen und sich dann natürlich isolieren und in ihre virtuelle Scheinwelt zurückziehen."
Schäuble zeigte sich gleichzeitig schockiert darüber, wie viele und welche persönlichen Informationen Menschen heutzutage online veröffentlichten: "Die virtuelle Welt enthemmt. Die Menschen stellen Daten ins Internet, das ist unglaublich: Bilder von sich selber, alles - hemmungslos", so der Bundesinnenminister, der bei Kritikern hinsichtlich des Datenschutzes selbst den denkbar schlechtesten Ruf besitzt. Auch die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag, Renate Künast, riet zu einem differenzierteren Umgang mit Gewaltspielen: "Man muss das auf eine ganz andere Art und Weise ächten, nämlich indem man darüber diskutiert". Es sei auch eine Frage der Kompetenz, der Auseinandersetzung, und der Möglichkeit anderes zu erleben. Die Spiele seien ein negatives Vorbild und "dann muss andere Beschäftigung her", sagte Künast.
Verleihung des ersten Deutschen Computerspielepreises
Am heutigen Dienstag wird der erste Deutsche Computerspielepreis in München verliehen. Zwar habe der Amoklauf von Winnenden eine erneute Debatte über vermeintliche "Killerspiele" losgetreten. Es sei aber nur konsequent, an einem Kurs festzuhalten, der zu mehr hochwertigen Bildschirmspielen führe, teilte der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen am Morgen mit. Aus den Jugendzimmern seien Spiele nicht mehr wegzudenken, sie gehörten zur Welt der "jungen Menschen wie Bücher, Filme und die anderen Medien". Trotzdem bleibe die politische Verantwortung, den "Schund, das Gewaltspiel" auszugrenzen, wenn Menschenverachtung, Brutalität oder Terror gepriesen würden, erklärte Börnsen. Er hob gleichzeitig die Bedeutung der Spieleindustrie hervor. Für das Jahr 2008 hatte der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) einen Rekordumsatz in Deutschland von 1,57 Milliarden Euro gemeldet, gegenüber 1,37 Milliarden im Vorjahr.