Nach einem Nervenspiel mit nächtlicher Unterbrechung ist Philipp Kohlschreiber zum ersten Mal bei den French Open in die dritte Runde eingezogen.
Der 25 Jahre alte Augsburger musste nach einer nächtlichen Unterbrechung noch einmal für 40 Minuten auf die rote Asche und machte nach 3:33 Stunden Spielzeit den 6:4, 2:6, 6:4, 6:7 (3:7), 6:3-Erfolg gegen den ehemaligen Roland-Garros-Champion Juan Carlos Ferrero aus Spanien perfekt. Die Partie war am Vortag wegen Dunkelheit unterbrochen worden. Damit sind Davis-Cup-Spieler Kohlschreiber und «Oldie» Thomas Haas die einzigen beiden deutschen Tennisprofis in der dritten Runde des wichtigsten Sandplatz-Turniers der Welt.
«Ich war in einem offenen Schlagabtausch der etwas Glücklichere», sagte der in Paris an Nummer 29 gesetzte Kohlschreiber, der im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale aber gegen den Weltranglisten-Vierten Novak Djokovic aus Serbien nur minimale Außenseiterchancen hat. «Er ist der haushohe Favorit. Ich muss hoffen, dass ich einen guten Tag haben werde», sagte Kohlschreiber. «Aber es ist schön, dass ich gegen einen so großen Namen auf einem großen Court spielen darf.»
Die einfachere Aufgabe wartet auf den bald 32-jährigen Haas. Der Hamburger bekommt es mit dem Franzosen Jeremy Chardy zu tun und dürfte sich bei einem weiteren Sieg wohl auf ein Achtelfinal-Duell mit dem 13-maligen Grand-Slam-Sieger Roger Federer freuen. Dessen Dauerrivale und Titelverteidiger Rafael Nadal zog mit einem 6:1, 6:3, 6:1 gegen den Australier Lleyton Hewitt in die Runde der letzten 16 ein.
Die Zuschauer auf dem abgelegenen Außenplatz 17 im hintersten Winkel der Anlage am Bois de Boulogne sahen über zwei Tage eine kuriose Partie mit insgesamt 19 Breaks. Kohlschreiber dominierte zunächst den French-Open-Sieger von 2003 mit variablen und druckvollen Schlägen von der Grundlinie. Im zweiten Satz stand er neben sich, im vierten versagten ihm im Tiebreak die Nerven. Als beide Spieler kurz nach halb zehn vom Platz marschierten, war eine Prognose so verlässlich wie eine Zwei-Jahres-Wettervorhersage. «Es war wie ein Unentschieden. Keiner wusste, wie es nach diesem Hin und Her weitergehen würde», sagte Kohlschreiber.
Nach einer unruhigen Nacht («Ich habe viel an Tennis gedacht und überlegt, ob es wohl 6:1, 1:6 oder 16:14 ausgehen würde») hatte er sein textmarkergelbes Shirt gegen ein weißes Hemd getauscht, das Signal zum schnellen Sieg aber blieb zunächst aus. Gleich im ersten Spiel des fünften Satzes kassierte Kohlschreiber ein Break - ohne schwerwiegende Folgen, weil anschließend bis zum 2:2 keiner der beiden Protagonisten in bester Damen-Tennis-Manier sein Aufschlagspiel durchbrachte. Erst im fünften Spiel gelang Kohlschreiber dieses «Kunststück», anschließend breakte er den Sandplatz-Spezialisten Ferrero erneut. «Wir waren beide nicht so die Aufschlagriesen», sagte Kohlschreiber nach dem Fünf-Satz-Match. «Gegen Djokovic werde ich sicher nicht so viele Breaks schaffen.»
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