Der Rauswurf von Trainer Edmund Becker hat tiefe Gräben beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC aufgerissen. Der Verwaltungsrat stellte sich gegen das Präsidium und Manager Rolf Dohmen.
Das Vorgehen des Vorstands sei «unprofessionell», sagte Verwaltungsratschef Peter Mayer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Weitere Konsequenzen schloss er nicht aus. «Bei unserer nächsten gemeinsamen Sitzung werden wir die Frage nach der Verantwortung diskutieren. Ich halte es für zu kurz gesprungen, diese nur dem Trainer anzulasten», erklärte Mayer.
Der Absteiger hatte sich am Mittwochabend nach einem Fehlstart mit nur einem Punkt aus den ersten beiden Saisonspielen von Coach Becker getrennt. Vorerst plant der Tabellen-14. für die schwere Auswärtspartie am Montag beim TSV 1860 München mit Interimstrainer Markus Kauczinski, der erstmals das Training im Wildpark leitete. Einen Schnellschuss bei der Suche nach Beckers Nachfolger will der Club verhindern. «Wir wollen uns nicht unter Druck setzen. Es wäre natürlich schön, wenn wir bis Sonntag oder Montag einen Neuen hätten», sagte Dohmen der dpa.
Als Favorit auf den Chefposten wurde zunächst der im Vorjahr in Duisburg entlassene Rudi Bommer gehandelt. Aber auch der einst als «Euro-Eddy» in Karlsruhe gefeierte Edgar Schmitt, der in der Vorsaison den Drittligisten Stuttgarter Kickers betreute, und der ehemalige KSC-Stürmer Christian Wück gelten als Kandidaten. Der am Ende der Vorsaison bei Eintracht Frankfurt zurückgetretene Friedhelm Funkel habe hingegen kein Interesse am Job bei den Badenern, berichtete das Fachmagazin «kicker».
Die Entlassung des treuen «Ede» Becker, der dem Club vor seiner viereinhalbjährigen Amtszeit als Cheftrainer schon als Spieler und Amateurcoach gedient hatte, sorgte beim KSC auch am Tag danach für Streit. «In der Vergangenheit hätte es treffendere Zeitpunkte gegeben», meinte Verwaltungsrat Mayer. Sein Gremium habe der Trennung daher zunächst nicht zugestimmt. Becker habe große Verdienste für den Verein und deshalb einen anderen Umgang verdient. Politiker Paul Metzger, der im Oktober neuer Vereinschef werden will, befand: «Die Entscheidung jetzt ist von Hektik geprägt. Es hätte Bewährung bis zum Spiel in München geben müssen.»
Dohmen allerdings widersprach. «Irgendwann muss man abwägen und die Zukunft berücksichtigen», erklärte der 57-Jährige, der ein enges Verhältnis zu Becker pflegte und dem Trainer die Nachricht von seiner Entlassung überbringen musste. Schon vor dem ersten Spieltag habe er Becker klar gemacht, «wenn der Start nicht klappt, dass es dann eng wird.»
Auch die chronisch knappen Kassen des Vereins, die nun durch die Verpflichtung eines neuen Trainers und eine mögliche Abfindung für den noch bis 2010 unter Vertrag stehenden Becker weiter belastet werden, hinderten die Clubführung am Ende nicht. «Wenn man so eine Entscheidung nur von finanziellen Dingen abhängig machen würde, wäre es fatal», sagte Dohmen. Verwaltungsratschef Mayer allerdings erwartet vom Präsidium nun «einen konkreten Vorschlag», wie der neue Coach finanziert werden soll.
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