Die Torfabrik des Hamburger SV hat durch Paolo Guerrero und Piotr Trochowski wieder ganze Arbeit geleistet und die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga übernommen. Dem biederen 1. FC Köln zeigten die Hanseaten beim 3:1 (1:0)-Sieg die Grenzen auf.
Nach zuletzt 16 Toren in vier Spielen markierten diesmal Guerrero per Doppelpack (19./66. Minute) und Trochowski mit einem Foulelfmeter (86.) vor 54 112 Zuschauern die Treffer für den noch ungeschlagenen HSV. Zum fünften Mal in Serie erzielte der Spitzenreiter mindestens drei Treffer. Die Kölner, für die Adil Chihi (76.) traf, blieben auch im vierten Saisonspiel ohne Sieg und gehen nach ihrem schlechtesten Saisonstart seit 17 Jahren als Schlusslicht in die Länderspielpause.
«Wir wussten, dass wir 90 Minuten hart ackern müssen, das haben wir gemacht. Wir haben Geduld bewiesen», sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia. «Wir haben einen ordentlichen Start hingelegt», sagte der Coach mit hanseatischem Understatement. Kölns guter Schlussmann Faryd Mondragon lobte den Gegner, kritisierte aber Referee Felix Brych für dessen Tor-Entscheidungen. «Der HSV hat eine gute Mannschaft, sie sind zurecht Tabellenführer, aber sie brauchen nicht die Hilfe des Schiedsrichters», sagte der erzürnte Keeper.
Die Hamburger Blitzstarter, die Bayer Leverkusen um ein Tor auf Platz zwei verdrängten, mussten sich diesmal ein wenig gedulden. Bislang war in allen Ligaspielen ein Tor in den ersten drei Minuten gelungen, doch die Kölner ließen kein frühes Powerplay zu. Für den ersten Treffer bedurfte es einiger Robustheit. David Jarolim setzte sich an der Strafraumgrenze energisch gegen den zu sorglosen Pierre Womé durch. Guerrero war mit seiner Körperdrehung cleverer als Geromel und schoss zu seinem dritten Saisontor ein. Köln musste seine Defensivtaktik nun aufgeben. Die Qualität der Partie blieb dennoch bescheiden - Zweikämpfe im Mittelfeld bekamen die Zuschauer als Dutzendware zu sehen.
Die Hamburger Kreativkunst wurde durch Kölner Kompromisslosigkeit unterbunden, doch eigene Akzente konnte das Bundesliga-Schlusslicht nicht setzen und somit die durch ihre Erfolge selbstbewussten Hausherren auch nicht in Verlegenheit bringen. Die einzige Chance vergab Maniche (25.), der frei zum Kopfball kam. Andererseits konnte der HSV seine spielerische Überlegenheit auch nicht nutzen. Trochowski (39.) prüfte Mondragon, kurz darauf war der Torwart auch bei Mladen Petrics Schuss aus Kurzdistanz aufmerksam.
Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit stand der gut aufgelegte FC- Schlussmann wieder im Mittelpunkt, als er gegen den enteilten Petric (48.) gut den Winkel verkürzte und Dennis Aogos (53.) Schuss über die Querlatte lenkte. Die harmlosen Kölner machten es dem HSV einfach zu leicht. Die Offensive um Lukas Podolski blieb wirkungslos. Der Nationalspieler prüfte in der 61. Minute Hamburgs bis dahin völlig unterbeschäftigten Torwart Frank Rost mit einem zu unplatzierten Distanzschuss.
Besser machte es Guerrero, der bei seinem Saisontor Nummer vier allerdings auch ein wenig Glück hatte - der Ball wurde abgelenkt und der im Abseits stehende Zé Roberto nahm Mondragon die Sicht. Als die Hamburger sich erstmals als Spitzenreiter fühlten, markierte der nur 77 Sekunden zuvor eingewechselte Chihi mit einem Sonntagsschuss doch noch ein Tor für Köln. Ausgerechnet Mondragon brachte Zé Roberto im Strafraum zu Fall, Trochowski ließ sich die Chance nicht nehmen und schoss den HSV auf den Platz an der Sonne.
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