Michael Ballack ist geschockt, die «Times» wittert einen «anti-englischen Rachefeldzug» - und auch Meister ManU droht Ungemach: Bei den britischen Clubs FC Chelsea und Manchester United haben die Verpflichtungen zweier französischer Nachwuchsspieler für viel Wirbel gesorgt.
«Das ist ein Hammer für uns. Das ist eine drastische Strafe», kommentierte Ballack das einjährige Transferverbot für den FC Chelsea. Eine ähnlich drakonische Strafe könnte auch dem großen Rivalen Manchester bevorstehen: Der französische Fußball-Erstligist Le Havre wirft dem Team von Trainer Alex Ferguson vor, den erst 16 Jahre alten Paul Pogba unrechtmäßig abgeworben und unter Vertrag genommen zu haben.
Am Vortag hatte der Weltverband FIFA Chelsea dafür sanktioniert, dass der Verein das heute 18 Jahre alte Talent Gael Kakuta 2007 zum Vertragsbruch beim RC Lens ermuntert habe. Dem Premier-League-Club ist untersagt, in den kommenden Winter- und Sommer-Transferzeiten neue Profis zu verpflichten. Sollte die Entscheidung auch nach einem möglichen Gang zum Internationalen Sportgerichtshof CAS Bestand haben, dürften die «Blues» erst im Januar 2011 wieder neue Profis unter Vertrag nehmen - und müssten mit dem vorhandenen Personal in die neue Spielzeit gehen. Ballack hat also beste Chancen, dass sein 2010 auslaufender Vertrag verlängert wird, auch wenn der 32-Jährige diesen Zusammenhang in Köln nicht herstellen wollte: «Ich setze das nicht in Zusammenhang mit meiner Situation.»
Ohnehin will der Mittelfeldspieler zunächst abwarten, «in welchem Umfang die Strafe final Bestand haben wird». Denn Chelsea hat bereits angekündigt, diese «willkürliche Entscheidung» der FIFA anfechten zu wollen, da die Sanktionen in «keinem Verhältnis zu dem angeblichen Vergehen und den Geldstrafen» stünden. Ballack räumte ein, dass es derzeit - Chelsea muss zudem Geldstrafen von insgesamt rund 900 000 Euro zahlen - «keine schöne Situation für den Verein» sei. Aber: «Wir haben trotzdem eine starke Mannschaft», betonte der deutsche Nationalmannschaftskapitän.
Es dürfte nur ein geringer Trost für den Londoner Club sein, dass auch dem Erzrivalen Manchester United Ärger wegen des Transfers eines französischen Nachwuchsspielers drohen könnte. In diesem Fall geht es um den 16-jährigen Teenager Pogba, den der Meister von Le Havre losgeeist hat. Nach Meinung der Franzosen zu Unrecht. «Das ist kompletter Nonsens», sagte ein Manchester-Sprecher. Alles sei nach den Regeln der Europäischen Fußball-Union UEFA abgelaufen.
Dies sieht Alain Belsoeur, Le Havres Sportdirektor, gänzlich anders und will den «ernsten Fall» von der FIFA prüfen lassen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir gewinnen werden, weil es im besten Interesse nicht nur unseres Vereins, sondern des ganzen Sports ist», sagte Belsoeur.
© DPA