René Adler soll hinten wieder für die Null sorgen, bei der Torproduktion vertraut nicht nur Joachim Löw auch gegen Aserbaidschan auf die zündenden Ideen von Zauber-Lehrling Mesut Özil.
«Wir haben eine wunderbare Offensiv-Abteilung», schwärmte Abwehrchef Per Mertesacker und machte den Fans Hoffnungen auf ein Fußball-Fest in Hannover. «Wir sind immer bemüht, viele Tore zu erzielen. Wir wollen schon vor der Pause den Sack zumachen», sagte Mertesacker vor dem WM-Qualifikationsspiel in seiner alten Heimat.
Auch Berti Vogts schwant nach dem achtbaren 0:2 seiner Elf im Hinspiel in Baku Böses. «Wenn die Deutschen Normalform haben, ist es eine Frage des Resultates», meinte der ehemalige Bundestrainer, der sich trotzdem auf «einen schönen Fußballabend» freut: «Wir sind happy, hier spielen zu können.» Beim programmierten Wettschießen verlangt Löw von seinen Spielern in der wohl nicht ausverkauften AWD-Arena neben drei Punkten und der Sicherung der Tabellenführung weiteren Rückenwind für das Spiel des Jahres in Russland. «Das 2:0 gegen Südafrika war eine gute Basis. Wir haben strukturierter, dynamischer und organisierter nach vorne gespielt», analysierte der Chefcoach: «Diese Dinge wollen wir noch konsequenter fortsetzen.»
Löw wirkte am Tag vor dem letzten Testlauf für Moskau gelöst. Nicht einmal der vorabendliche Schreck des Ausfalls von Torhüter Robert Enke, der an einem noch nicht ermittelten Infekt erkrankt ist und ausgerechnet bei seinem Heimspiel ausfällt, drückte noch aufs Gemüt. «Es gibt nur erfreuliche Dinge im Moment bei uns», sagte er. Alle 22 übrigen Spieler seien in einer «sehr guten Verfassung», auch beim Abschlusstraining herrschte eine gelöste Atmosphäre.
Und Özils tolles Debüt als Spielmacher beim Probelauf gegen Südafrika (2:0) hat auf einen Schlag die Stagnation im Offensivspiel beendet. «Es ist berechtigt, dass er so lobend erwähnt wurde», sagte Löw über den Bremer, mahnte aber auch: «Er ist 20, und es wird eine Phase kommen, wo es nicht so glänzende Leistungen geben kann.»
Der U 21-Europameister hat die fußballerische Qualität im Mittelfeld erhöht. «Ein Mesut Özil gibt mir mehr Möglichkeiten, es taktisch variabler zu gestalten», sagte Löw, vergaß aber in der Euphorie um den neuen Zehner auch andere Kreativkräfte wie Piotr Trochwoski, «der zum Stamm gehört», oder Bastian Schweinsteiger nicht. «Bastian macht sein 70. Länderspiel. Man sollte nicht vergessen, er ist erst 25. Ich sehe seine Entwicklung sehr positiv», sagte Löw. Besonders hob er aber Michael Ballack hervor, der auf dem Platz Özil führen soll. «Michael Ballack nimmt sehr viel Einfluss auf die jungen Spieler. Er ist im Moment ein sehr starker Kapitän.»
Alles deutet darauf hin, dass Löw das Spielsystem nicht erneut verändern wird, sondern nur das Personal teilweise auswechselt. Neben Mertesacker dürften Trochowski und auch Thomas Hitzlsperger wieder ins Team kommen. Mario Gomez steht nach überwundenen Knie-Problemen als zentraler Stürmer parat, Miroslav Klose bleibt wohl Joker.
Im Tor steht nach dem Ausfall von Enke erwartungsgemäß Adler, der Schalker Manuel Neuer sitzt auf der Bank. «René hat gegen Südafrika eine sehr gute Partie gezeigt und viel Selbstvertrauen», begründete Löw. Adler äußerte Mitgefühl für den nach eigener Aussage «maßlos enttäuschten» Konkurrenten Enke, freut sich aber auch auf seinen unverhofften Einsatz. «Ich versuche, meine Leistung abzurufen und alles dazu beizutragen, dass wir einen weiteren wichtigen Schritt Richtung WM machen können», äußerte er auf der Verbands-Homepage.
Die Ungewissheit um die Gesundheit von Enke, dessen Blut im Hamburger Tropeninstitut untersucht wird, stellt auch den eigentlich versprochenen Russland-Einsatz der aktuellen Nummer 1 infrage. «Jetzt werden wir mal sehen, wie das Spiel gegen Aserbaidschan läuft», sagte Löw. Kommt Enke schnell zurück, bleibt er aber Favorit für Moskau.
Hart umkämpft bleibt im Abwehrzentrum auch der Posten neben dem gesetzten Mertesacker. «Einen ausgesprochenen Linksfuß haben wir nicht», sagte der Bundestrainer zur Auswahl zwischen dem von ihm favorisierten Youngster Serdar Tasci sowie den Mitbewerbern Heiko Westermann und Arne Friedrich für die Position links. «Ich bin weit weg davon, einen Favoriten anzupreisen», äußerte Mertesacker.
Löw und seine Spieler hegen insgeheim auch die Hoffnung, dass Russland in Wales patzt. «Selbstverständlich hofft man immer, dass die Russen den einen oder anderen Punkt liegenlassen. Es ist nicht einfach, in Wales zu gewinnen», sagte Löw. Womöglich kann auch noch Vogts helfen, wie Löw anmerkte: «Ich kann Berti nur den Rat geben, dass er im letzten Spiel die Russen schlägt.»
Deutschland - Aserbaidschan
Deutschland: Adler (Bayer Leverkusen/24 Jahre/5 Länderspiele) - Lahm (Bayern München/25/59), Mertesacker (Werder Bremen/24/56), Tasci (VfB Stuttgart/22/9), Schäfer (VfL Wolfsburg/25/5) - Ballack (FC Chelsea/32/94), Hitzlsperger (VfB Stuttgart/27/48) - Schweinsteiger (Bayern München/25/69), Özil (Werder Bremen/20/3), Trochowski (Hamburger SV/25/24) - Gomez (Bayern München/24/27)
Aserbaidschan: Agajew (Khazar Lankaran/23/7) - Lewin (Inter Baku/25/5), Junisoglu (FK Baku/23/20), Abbichow (PFC Neftchi/21/1), Allachwerdijew (Karabach Agdam/25/4) - Sadichow (Karabach Agdam/27/56), Schukurow (Inter Baku/26/35), Abbasow (Inter Baku/31/35), Mammadow (Karabach Agdam/21/11) - Nadirow (Karabach Agdam/22/23), Dschawadow (Karabach Agdam/20/24)
Schiedsrichter: Kakos (Griechenland)
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