Briatore tritt bei Renault zurück
Der größte Skandal in der Geschichte der Formel 1 ist perfekt. In der Unfall-Affäre von Singapur haben die Franzosen völlig überraschend ihre Schuld eingestanden und sich von ihrem schillernden Teamchef getrennt. "Wir werden die aktuellen Anschuldigungen der FIA bezüglich des Singapur-Grand-Prix nicht bestreiten. Wir möchten ebenso bekannt geben, dass Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds das Team verlassen haben", hieß es in einer verbreiteten Mitteilung von Renault.
Ecclestone: "Bin völlig konsterniert"
"Ich bin überrascht über das, was passiert ist. Und ich bin völlig konsterniert, dass sie sich entschieden haben zu gehen", sagte Formel-1-Rechtemitinhaber Bernie Ecclestone über den unerwarteten Abgang Briatores und Symonds. Ecclestone, dem gemeinsam mit Briatore der englische Fußball-Zweitligist Queens Park Rangers gehört, sitzt im FIA-Weltrat, das über das Strafmaß gegen den Rennstall befindet.
Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen
Noch in den vergangenen Tagen hatten Briatore und das Team alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Was nun den Sinneswandel herbeiführte, blieb zunächst völlig offen. Schlimmstenfalls droht Renault der sofortige WM-Ausschluss und eine hohe Geldstrafe. Möglicherweise wollten die Franzosen dem aber auch mit der Trennung von den beiden entscheidenden Figuren in der Affäre zuvorkommen. Weitere Kommentare will der Rennstall bis zur geplanten Anhörung vor dem Automobil-Weltverband FIA nicht abgeben.
Renault zeigt Piquet jr. an
Dann dürfte auch die Zukunft des gesamten Teams geklärt werden. Ausgelöst hatte den Skandal der frühere Renault-Pilot Nelson Piquet junior, der in einem Brief an die FIA geschrieben hatte, beim Grand Prix im Singapur 2008 hätten ihn Symonds und Briatore dazu gezwungen, einen Unfall zu bauen, um seinem Teamkollegen Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen. Renault hatte die Vorwürfe zunächst bestritten und Piquet und dessen Vater Nelson Piquet senior wegen "falscher Behauptungen und versuchter Erpressung" sogar angezeigt.
Straffreiheit für Piquet jr.
Die FIA hatte dem bei Renault kürzlich entlassenen Piquet junior für die Aussage Straffreiheit zugesichert. Auch Symonds soll Ähnliches in Aussicht gestellt worden sein. Mit dem Aus von Briatore endet eine der schillerndsten Karrieren in der Formel 1. Der Italiener hatte einst Rekord-Weltmeister Michael Schumacher im Bennetton-Team 1994 und 1995 zu den ersten beiden WM-Titeln geführt. Auch damals schon gab es zahlreiche Skandale um das Briatore-Team.
Briatore beleidigt Piquet jr.
Noch am vergangenen Sonntag hatte Briatore seine Unschuld erklärt und Piquet junior schwer beschimpft: "Er ist ein verzogener Junge und ein labiler Charakter." Bereits im Sommer hatte das Team mit der so genannten Rad-Affäre für Aufsehen gesorgt. Renault hatte Ex-Weltmeister Alonso beim Großen Preis von Ungarn Ende Juli auf die Strecke geschickt, obwohl Probleme mit der Radabdeckung am Boliden bekannt waren. Damals war das Team noch mit einer Rüge und einer Geldstrafe von 50.000 Dollar davongekommen.