Tiefe Trauer beim SC Freiburg: Kurz vor dem Abpfiff des 0:1 (0:1) gegen 1899 Hoffenheim erfuhren die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten, dass ihr langjähriger Präsident Achim Stocker an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben ist.
Das Spiel geriet völlig in den Hintergrund. Statt der üblichen Pressekonferenz beider Trainer verlas SC-Sprecher Rudi Raschke mit Tränen in den Augen eine Erklärung des Vereins. «Diese Nachricht hat uns geschockt. Wir verlieren einen großartigen Menschen. Achim Stocker hat jahrelang unermüdlich und leidenschaftlich mit dem SC und für ihn gekämpft», sagte er. Neben Raschke saßen tief betroffen die Vizepräsidenten des Vereins, Heinrich Breit und Fritz Keller.
Trainer und Spieler des SC Freiburg erfuhren unmittelbar nach dem Gang in die Kabine vom Tod Stockers. Etwas dazu sagen konnte und wollte niemand. Wie bekannt wurde, hatte der 74-Jährige am 28. Oktober einen Herzinfarkt erlitten. Seitdem lag er in der Universitätsklinik Freiburg. Die Vereinsführung hatte dazu bis zum Spiel nichts öffentlich gesagt.
Auch der Gegner reagierte geschockt. Hoffenheims Andreas Ibertsberger hatte von 2005 bis 2008 in Freiburg gespielt. Er hatte starke Schmerzen, weil er während des Spiels mit Verdacht auf Jochbeinbruch ausgewechselt werden musste. Doch das war plötzlich unwichtig für ihn: «Ich bin tief betroffen. Herr Stocker war ein extrem liebenswerter Mensch.» Auch Trainer Ralf Rangnick ballte unmittelbar nach dem Abpfiff noch die Faust, weil seine Mannschaft hochverdient gewonnen und den Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen auf drei Punkte verkürzt hatte. Minuten später kämpfte er mit den Tränen und sagte bestürzt: «Das überschattet alles. Ich kannte ihn von Anfang an.»
Stocker hatte den Vorsitz seines Vereins 1972 übernommen. Er war damit der dienstälteste Clubchef im deutschen Profifußball. «Achim Stocker hat den Club zu dem gemacht, was er heute verkörpert», sagte Raschke. «Zu einem authentischen Verein, der im deutschen Fußball den Ruf größter Seriosität und Glaubwürdigkeit genießt.» Bis zuletzt habe der ehemalige Oberfinanzdirektor seinen Sportclub «mit viel Herz, Menschlichkeit und Umsicht, aber stets auch mit einer vernünftigen Portion Pessimismus» geleitet.
Zu Stockers großen Verdiensten gehörte auch seine umsichtige und kontinuierliche Personalpolitik. 16 Jahre lang, von 1991 bis 2007, ließ er Volker Finke im Breisgau arbeiten, der Trainer entwickelte den SC mit drei Bundesliga-Aufstiegen und zwei UEFA-Cup-Teilnahmen 1996 und 2002 von einem unbedeutenden Provinzclub zu einer bundesweiten Marke. Nach dem Ende der Ära Finke-Ära lag Stocker erneut richtig und machte Robin Dutt zu dessen Nachfolger. Der führte die Mannschaft in diesem Jahr zum vierten Mal in die erste Liga.
Nach dem 0:1 gegen Hoffenheim geht es für den SC erst einmal wieder gegen den Abstieg. Maicosuels Siegtor in der 39. Minute besiegelte die vierte Niederlage in Folge für den Aufsteiger. Er hatte eine ganz schwache erste Halbzeit gespielt und eine deutlich stärkere zweite. Aber nach dem Spiel interessierte das niemanden mehr. Beim SC Freiburg herrscht tiefe Trauer.
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