Daheim auf dem Weg in die Zweitklassigkeit, in der Europa League fast schon unter den besten 32: Hertha BSC steht nach dem 1:0 (1:0)-Zittersieg beim lettischen Vizemeister FK Ventspils kurz vor dem Einzug in die K.o.-Runde.
Dem abgeschlagenen Tabellen-Letzten der Fußball-Bundesliga genügt im abschließenden Gruppenspiel am 16. Dezember daheim gegen Sporting Lissabon bereits ein Unentschieden zum Weiterkommen. Sporting ist nach dem 1:1 (0:0) gegen Herthas direkten Rivalen SC Heerenveen als Gruppensieger durch, die Niederländer liegen nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit zwei Punkte hinter den Berlinern und haben den direkten Vergleich verloren.
«Wir haben eine gute Ausgangsposition für den zweiten Platz», sagte Hertha-Trainer Friedhelm Funkel am Donnerstag in Riga, meinte jedoch kritisch: «Was zählt, ist der Sieg, aber die Leistung war nicht gut. Wir haben in der 2. Halbzeit nicht auf das zweite Tor gespielt. Wir haben gut gekämpft und auch ein bisschen Glück gehabt.»
Der Brasilianer Raffael sorgte schon nach zwölf Minuten für den Hertha-Erfolg, sah wegen Meckerns aber in der 87. Minute die Gelb-Rote Karte und fehlt gegen Sporting. «Wenn man die Spielfreude sieht, die Raffael an den Tag gelegt hat, ist das ein schwerer Verlust», sagte Funkel. Manager Michael Preetz kritisierte den Sünder: «Wenn der Schiedsrichter nicht pfeift, muss ich wegbleiben.» Torwart Jaroslav Drobny hielt mit mehreren guten Paraden in der zweiten Hälfte den Sieg fest. Bei einem Lattenkopfball von Edgars Gauracs (67.) waren die stark nachlassenden Berliner jedoch im Glück. Schon vor der Pause hatten es die Gäste versäumt, das 2:0 nachzulegen.
Trainer Funkel, unter dem Hertha in der Bundesliga noch sieglos ist, musste auf den verletzten Kapitän Arne Friedrich verzichten und bot dafür in der Innenverteidigung Christoph Janker auf. Der Ex- Hoffenheimer ermöglichte Ventspils bereits nach vier Minuten die erste Chance, doch Joao Martins scheiterte an Drobny. Auf der linken Abwehrseite kam das erst 18-jährige Eigengewächs Shervin Radjabali- Fardi zu seinem ersten Saisoneinsatz bei den Profis.
Im Angriff bekam der auf der Mitgliederversammlung verschmähte Artur Wichniarek eine neue Chance. Kapitän war anstelle von Friedrich Raffael, der allein vor dem Tor früh zum Sieg einschob, nachdem Wichniarek eine Kopfballvorlage von Cicero listig durchließ. Cicero hatte für die überlegenen Berliner danach das 2:0 auf dem Fuß, hob den Ball nach einem Fehler des unsicheren Torwarts Aleksandrs Kolinko aber nur die Latte (23.).
Maximilian Nicu und Lukasz Piszczek hatten in dieser Phase weitere Chancen gegen Ventspils, das in Berlin ein 1:1 schaffte, seit dem Ende der lettischen Meisterschaft vor dreieinhalb Wochen aber ohne Spielpraxis ist. Die Gastgeber mussten erneut aus ihrer europapokal- untauglichen Arena in Ventspils nach Riga ausweichen, wo sie bisher noch kein Europapokalspiel gewinnen konnten.
300 mitgereiste Berliner Fans unter den 2000 Zuschauern im Skonto-Stadion sahen auch in der zweiten Hälfte einen guten Start ihrer Mannschaft. Kolinko ließ einen Schuss des agilen Raffael fast ins Tor rutschen (57.), hatte aber Glück. Danach riskierten die Letten mehr und stürzten das Bundesliga-Schlusslicht noch in arge Verlegenheit.
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