ZitatNach Sicherheitspannen drohte dem Verschlüsselungsspezialisten Kudelski das Aus bei Sky. Heute läuft das Geschäft für die Schweizer dort wieder. Der Bezahlsender kann es sich nicht leisten, sie auszusortieren.
Es sah aus, als wäre die Ehe schon geschieden. Doch nun ist die Bindung zwischen Sky und dem Verschlüsselungsspezialisten Kudelski so eng wie je. Und André Kudelski, Chef und Großaktionär des Konzerns, muss kaum fürchten, dass der deutsche Bezahlsender seine Technologie in absehbarer Zeit aussortiert. An den Schweizern hängen Hunderttausende zahlender Sky -Kunden.
Das war nicht unbedingt zu erwarten. 2008 klagte der Pay-TV-Sender, der damals noch Premiere hieß, über massive Sicherheitsprobleme bei Kudelskis Verschlüsselungssoftware Nagravision. 400.000 manipulierte Decoder waren aufgetaucht, mit denen das Premiere-Programm kostenlos gesehen werden konnte. Ihm seien so bis zu 50.000 Neukunden entgangen, argumentierte der Sender und begründete damit auch einen Quartalsverlust von fast 30 Mio. Euro.
"Bislang ist es aber so, dass wir mit Sky sogar mehr Geschäft machen, als uns ursprünglich zugesagt war", sagt Konzernchef Kudelski jetzt der FTD. Der Sender will sich dazu nicht äußern. Kudelskis Vertrag mit Sky läuft bis 2012 - mit Option auf Verlängerung.
Sky kann es sich nicht leisten, Kudelski auszusortieren. Zwar liefert der Sender an Neukunden im Direktvertrieb ausschließlich HD-Receiver mit NDS-Software aus. Doch ein Großteil des Geschäfts läuft über den Einzelhandel. Dort ist Nagravision weit verbreitet. Würde Sky dem Schweizer Anbieter kündigen, müsste der klamme Sender Millionen Receiver austauschen.
Viele zahlende Sky-Nutzer würden dabei aber außen vor bleiben, denn ihre Festplattenrecorder und Fernseher mit integriertem Digitalreceiver sind gar nicht offiziell für Sky lizenziert, können das Programm aber mit einem Zusatzmodul und der Kudelski-Software nutzen. Laut Branchenkennern geht es dabei um eine sechsstellige Nutzerzahl. Sky wird kaum riskieren, diese zwar nur geduldeten, aber zahlenden Kunden zu verlieren.
Ohnehin kommt dem Sender der Parallelbetrieb der beiden Verschlüsselungssysteme ganz gelegen. 2008 erklärte der damalige Premiere-Technikvorstand Hans Seger: "Mit der Entscheidung, zunächst auf zwei Anbieter zu setzen, haben wir im Kampf gegen die Hackermafia langfristig bessere Karten." Falls auch NDS geknackt würde, gäbe es eine Alternative.
So sitzt der Konzern, dem der Sender Premiere 2008 angesichts der Sicherheitslücken hätte kündigen können, nun bei Sky fest im Sattel. Und hofft auf zusätzliche Aufträge: Neben der Verschlüsselung gewinnt für Kudelski das Angebot von Zusatzdiensten insbesondere für das hochauflösende Fernsehen (HDTV) an Bedeutung. "Wir haben dafür eine einschneidend neue Technologie entwickelt", so Kudelski. Sie ermögliche den Einsatz von Widgets, Zusatzprogrammen, die etwa das Einkaufen über den Fernseher oder den Abruf von Zusatzinformationen erlauben. "Das ist eine Basis für neue Geschäfte und Umsatzbeteiligungen", sagt Kudelski.
Quelle: Financial Times v. 03.02.2010
Das wäre ja ein gutes Omen für die Nagra Karten, das die weiter in Betrieb bleiben sollten/können.