Der Vorstand erklärte gestern, wie der Konzern wieder wachsen soll. Fünf Millionen Menschen sollen TV via DSL schauen, viele neue Dienste sollen Milliardenumsätze bringen – und bis zu vier Millionen Haushalte bekommen hyperschnelles Web über Glasfaser. Die Jobs sind trotzdem unsicher.
Die Deutsche Telekom will in den nächsten drei Jahren allein in Deutschland zehn Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netze sowie in Zukäufe stecken. Dies verkündete Vorstandschef René Obermann gestern in Bonn als Teil einer neuen Wachstumsstrategie.
Das Unternehmen will in den nächsten fünf Jahren den Umsatz mit Diensten rund um das Internet sowie mit IT von jetzt 15 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro erhöhen. Die Zahl der Kunden für Bezahl-Fernsehen über das eigene Internet-TV "Entertain" soll von einer Million auf bis zu fünf Millionen steigen. Schon in drei Jahren will die Telekom mehr Menschen Pay-TV verkaufen als es Sky Deutschland (früher Premiere) schafft. Aktuell hat Sky 2,5 Millionen Kunden. Und dieTelekom will bis 2015 bis zu vier Millionen Haushalte mit extrem schnellen Glasfaserleitungen bis hin zum Haus versorgen.
Es kann als sicher gelten, dass wichtige Städte in NRW wie Düsseldorf, Neuss und Köln zumindestens teilweise mit Glasfaser erschlossen werden. "Überall dort, wo Kabel-TV Unternehmen ihre Netze für schnellen Internetzugang und für Telefonie aufrüsten und vermarkten, müssen wir mit einem besseren Angebot gegenhalten", sagt ein Telekom-Vorstand unserer Zeitung. Der aus Düsseldorf stammende Obermann will sich allerdings nicht festlegen,ob seine Heimatstadt angeschlossen wird Man müsse sich jede Stadt einzeln anschauen. Und da, wo es bereits VDSL gibt (DSL-Zugänge mit 50 Megabit), sei der Investitionsdruck möglicherweise niedriger.
Erstmals nannte der Vorstand Zahlen für den Aufbau neuer Web-Dienste: Online-Ableger wie Scout24 oder Musicload sollen ihr Geschäft von 800 Millionen Euro auf bis zu drei Milliarden Euro in 2015 erhöhen. Obermann machte klar, dass er dafür Zukäufe plant.
Die Online-Dienste sollen zunehmend auch ins Ausland expandieren. Als völlig neues Geschäft will Obermann in Deutschland neue Dienste für das Ablesen von Stromzählern via Internet, für neue Dienste im Auto oder auch für Medizin-Diagnosen aufbauen, die die Telekom dann später international vermarkten will. Immerhin eine Milliarde Euro will er in 2015 mit diesen Angeboten verdienen.
Trotz dieser Initiativen ist von Aufbruchstimmung bei Deutschlands größtem Telefonkonzern nichts zu merken.
Die Aktie ging gestern nur um 0,2 Prozent hoch, obwohl die Kapitalrendite bis 2012 um 1,5 Prozent auf 7,5 Prozent steigen soll.
Obermann kündigte zwar an, dieses Jahr 3000 neue Mitarbeiter einzustellen, doch er schloss nicht aus, dass die weitere Automatisierung der Netze noch viele Stellen im Technikbereich kosten wird.
Obwohl mit den neuen Diensten 15 Milliarden Euro weitere Einnahmen reinkommen sollen, erwartet der Vorstand nur jährliches Umsatzwachstum in Höhe der Zunahme des Bruttosozialproduktes, also von zwei bis drei Prozent. Das wären bis 2015 rund sieben Milliarden Euro Zuwachs auf den jetzigen Umsatz von 65 Milliarden Euro. Anders gerechnet: Ohne die neuen Geschäfte würde der Umsatz stark sinken. Das Stammgeschäft Telefonie – es ist ein Auslaufmodell..
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