Filmpreis-Nominierungen
Königsdrama ist großer Oscar-Favorit
Ein Historiendrama hat die meisten Nominierungen für den wichtigsten Filmpreis der Welt erhalten: "The King's Speech", die Geschichte des britischen Königs George VI., könnte in zwölf Kategorien mit Oscars prämiert werden. Der Western "True Grit" folgt mit zehn Nominierungen.
Los Angeles/Hamburg - "The King's Speech" von Tom Hooper, die Geschichte des stotternden Königs George VI., der erst zu einer flüssigen Sprache findet, als er mit Nazi-Deutschland konfrontiert wird, ist mit zwölf Nominierungen der Top-Favorit für die Oscar-Verleihung am 27. Februar in Hollywood. Doch Vorsicht ist geboten: Bei den Golden Globes konnte sich nach sieben Nominierungen für "The King's Speech" am Ende nur Colin Firth für den Preis als bester Hauptdarsteller bedanken.
Mit zehn Nominierungen wurde der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale bedacht, der Western "True Grit" von den Coen-Brüdern. Bei den Golden Globes war dieser noch komplett leer ausgegangen, hat sich aber seither zum großen Kassenerfolg in den USA gewandelt - und bei der abstimmenden Academy sind eben nicht nur Journalisten, sondern auch Produzenten vertreten. Auf der Favoritenliste folgen mit jeweils acht Nominierungen: Das Traumdrama " Inception" von Christopher Nolan und der Facebook-Film " The Social Network" von David Fincher, der die Preisverleihungen im Vorfeld dominiert hatte.
All diese mehrfach nominierten Filme finden sich natürlich auch in der Kategorie "Bester Film" wieder, für die seit dem vergangenen Jahr zehn Werke nominiert werden können. Mit dabei sind auch der Ballett-Thriller " Black Swan" (insgesamt fünf Nominierungen), der Boxfilm "The Fighter" (sieben Nominierungen), die Lesben-Familiengeschichte " The Kids Are All Right" (vier Nominierungen), das Bergsteiger-Drama "127 Hours" (sechs Nominierungen), der erst dritte Trickfilm in der Oscar-Geschichte in dieser Königskategorie " Toy Story 3" (fünf Nominierungen) und der Low-Budget-Film "Winter's Bone" (vier Nominierungen). Im Grunde sind damit alle Prä-Oscar-Favoriten dabei, vielleicht mit Ausnahme von "The Town", dem hoch gehandelten Gangsterfilm von Ben Affleck.
"Inception"-Regisseur Christopher Nolan wurde nicht für die beste Regie nominiert, anders als die früheren Gewinner David Fincher ("The Social Network") und Joel und Ethan Coen ("True Grit"), sowie die zum ersten Male nominierten Darren Aronofsky ("Black Swan"), David O. Russell ("The Fighter") und Tom Hooper ("The King's Speech").
In den Schauspielerkategorien fällt auf, dass zwar gleich drei Nebendarsteller aus "The Fighter" nominiert wurden (Christian Bale, Amy Adams, Melissa Leo), nicht aber der Hauptdarsteller Mark Wahlberg. In dessen Kategorie treten Jeff Bridges ("True Grit"), Jesse Eisenberg ("The Social Network"), Top-Favorit Colin Firth ("The King's Speech"), James Franco ("127 Hours") und - zum ersten Mal eine Oscar-Nominierung für eine komplett spanischsprachige Rolle - Javier Bardem für "Biutiful".
Deutsche Hoffnungen für Filmmusik und Kurztrickfilm
Bei der Entscheidung über die beste Hauptdarstellerin wird sich die Jury wahrscheinlich zwischen Annette Bening ("The Kids Are All Right") und Natalie Portman ("Black Swan") entscheiden - Außenseiterchancen haben die ebenfalls nominierten Nicole Kidman ("Rabbit Hole"), Jennifer Lawrence ("Winter's Bone") und Michelle Williams ("Blue Valentine").
Um den Titel der besten Nebendarstellerin werden die beiden "The Fighter"-Damen mit Helena Bonham Carter ("The King's Speech"), der 14-jährigen Hailee Steinfeld ("True Grit") und Jacki Weaver ("Animal Kingdom") kämpfen.
Die Oscar-Nominierungen für den besten fremdsprachigen Film gingen in diesem Jahr nach Mexiko, Griechenland, Dänemark, Kanada und Algerien. Anders als in den Vorjahren wurde kein deutschsprachiger Film für den Preis gesetzt. Der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer ist aber für seinen Soundtrack zu dem Film "Inception" für einen Oscar nominiert - zum neunten Mal bereits. Gewonnen hat er die Trophäe nur 1995 für seine Musik zu "Der König der Löwen".
Gleich zwei deutsche Filmemacher können sich Hoffnungen auf einen Oscar in der Kategorie "animierter Kurzfilm" machen. Die beiden deutschen Regisseure Max Lang und Jakob Schuh schafften es mit der britischen Trickfilmproduktion "The Gruffalo" ("Der Grüffelo") auf die Liste der fünf Zeichentrick-Anwärter. In der Animations-Sparte war es zuletzt 1997 Thomas Stellmach und Tyron Montgomery mit "Quest" gelungen, den Kurzfilm-Oscar nach Deutschland zu holen.
Die Oscar-Gala findet am 27. Februar zum 83. Mal statt - Schauplatz der Trophäenvergabe ist das Kodak Theatre, ein Saal für 3300 Zuschauer in einer Shopping Mall in Hollywood. Durch den Abend führen werden in diesem Jahr die Schauspieler James Franco und Anne Hathaway.
Quelle: spiegel.de