"Jetzt kommt ja eh nichts mehr, also abschalten", mahnte TV-Kunstfigur Peter Lustig jahrelang aus dem Off, wenn am Ende der Kinderserie "Löwenzahn" nur noch eine schwarze Mattscheibe zu sehen war. Am 30. April 2012 könnte es vielen Haushalten mit Satelliten-TV unfreiwillig ähnlich gehen.
Dann wird um 3.00 Uhr die analoge Ausstrahlung von Sat-TV über Astra eingestellt. Wer seine Satellitenanlage nicht rechtzeitig auf DVB-S umrüstet, kann antenne_hirschmann_ohnelnbkein Sat-TV mehr schauen. Nach Zahlen des Satellitenbetreibers sind 2,9 Millionen Haushalte noch nicht für den Stichtag gerüstet.
Ein Sofort-Umstieg birgt keine Nachteile: Digitales wird schon seit Jahren parallel zum analogen Sat-TV ausgestrahlt. Neben mehr und auch fremdsprachigen Programmen bietet es bessere Bild- und Tonqualität sowie einen elektronischen Programmführer (EPG). Und: Noch gibt es keinen Run auf Endgeräte, der zu Engpässen führen könnte. "Heute haben Sie das ganze Spektrum von ganz billig bis ganz teuer", sagt Veit Olischläger von Klardigital, einer Initiative der Landesmedienanstalten und Sender. "Warten Sie nicht bis zum letzten Moment." Das gelte insbesondere für Betreiber großer und komplizierter Mehrteilnehmer-Anlagen mit speziellen Bauteilen, die nicht massenhaft produziert werden.
Doch wie funktioniert der Umstieg? Wer Fernsehen zu Hause über Satellit empfängt, sollte prüfen, ob er nicht längst digital fernsieht. Das lässt sich unter Umständen schon am Programmangebot ablesen: Bei Astra stehen knapp 35 analogen gut 350 digitale Sender gegenüber. Einen Schnelltest bietet auch die Videotext-Tafel 198 bei Das Erste, ZDF, ProSieben, RTL oder Sat.1. Die Tafel zeigt an, ob noch analog oder schon digital empfangen wird. Auskunft können im Zweifel auch Vermieter, Hausverwaltung oder Hausmeister geben.
[color="Red"]LNB und Spiegel lassen sich oftmals weiter nutzen[/color]
Doch auch, wer noch analog schaut, ist vielleicht besser gerüstet, als er denkt. Denn das Herzstück der Sat-Schüssel könnte schon startklar sein. Um alle digitalen Astra-Programme empfangen zu können, muss das sogenannte LNB (Low Noise Block Converter) Frequenzen bis 12,75 Gigahertz (GHz) verarbeiten können. Es wird dann auch Universal-LNB genannt. "Wenn Sie Glück haben, steht der Frequenzbereich drauf, das ist aber selten der Fall", sagt Peter Pfeifer, Sprecher des Bereichs Informationstechnik im Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). "Wenn nur ein Bereich von 10,7 bis 11,7 GHz draufsteht, ist es ein altes LNB."
Als Faustregel gilt: "Das LNB muss getauscht werden, wenn er älter ist als zehn Jahre", erklärt Olischläger. "Der Großteil der Haushalte muss aber nur den Receiver tauschen." Die Umrüstung ist leicht: Die neue digitale wird einfach anstelle der alten analogen Empfangsbox angeschlossen, dann der Sendersuchlauf durchgeführt.
Einfache Digital-Receiver sind schon für 20 Euro beim Discounter zu haben. Nicht mal mit schlechter Qualität, wie ein Test der SAT+KABEL in der letzten gedruckten Ausgabe ergab. Wer auch hochauflösendes Fernsehen (HDTV) will, muss ein Gerät suchen, dass DVB-S2 unterstützt und mindestens 50 Euro anlegen. 100 Euro und mehr werden fällig, wenn die Box aufzeichnen soll. Für den Empfang verschlüsselter Sender ist ein sogenannter CI-Schacht erforderlich. Jedes TV-Gerät braucht einen eigenen Receiver, in neueren Modellen ist dieser mitunter integriert.
Ist auch ein neues LNB notwendig, kann dieser ebenfalls vergleichsweise leicht ausgetauscht werden - solange es draußen nicht kalt, eisig oder verschneit ist: "Einige müssen aufs Dach, das sollten sie nicht in den Wintermonaten machen", warnt Olischläger. Im Frühjahr ist der Zeitpunkt ideal.
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Schüssel gleich mit einem größeren Modell austauschen[/color]
Je nach Zustand der Sat-Anlage müssen unter Umständen auch ein verrottetes oder ein ungenügend abgeschirmtes Anschlusskabel (mindestens 95 dB), eine verrostete LNB-Halterung oder eine Schüssel mit abgeblätterter Lackierung kabelkopfstation_triax_tdx_rack_offenersetzt werden. "Wenn das Metall der Schüssel blank ist, reflektiert es die Sonnenstrahlen, und das LNB kann verschmoren", erklärt Pfeifer.
War zuletzt beim Analogempfang das Bild verrauscht, könnte auch gleich eine neue Schüssel installiert werden - vor allem eine mit größerem Durchmesser als bisher, rät Experte Pfeifer. "60 bis 65 Zentimeter sollte man bei einem normalen oder einem Twin-LNB schon haben." Sonst kann es beim digitalen Empfang zu ganzen Bildaussetzern kommen, wenn die Wetterlage nicht optimal ist. Die SAT+KABEL rät zu Diagonalen ab 75 Zentimetern, außerdem sollte gerade bei die Empfangsteil nicht gespart werden. In Tests haben sich die Spiegel von Kathrein und Technisat alssehr zuverlässig auch nach Jahren in Wind und Wetter erwiesen.
An vielen Schüsseln ist nur ein Single-LNB zum Anschluss eines einzigen Receivers installiert. An einem Twin-LNB können zwei Receiver betrieben werden, an einem Quad-LNB bis zu vier und an einem Octo-LNB bis zu acht. Außerdem gibt es auch Quattro-LNBs, an die in Kombination mit sogenannten Multischaltern eine Vielzahl von Receivern Anschluss finden. In Quad- und Octo-LNBs sind solche Schalter bereits integriert. Wer mehr als vier Teilnehmer versorgt und Wert auf Erweiterung legt, sollte auf einen externen Schalter zurückgeifen.
Nach aktuellen Zahlen der GfK empfangen noch rund 5 Millionen Haushalte ein analoges Satellitensignal, das entspricht etwa 14 Prozent aller deutschen Fernsehhaushalte. Neben den Zuschauern müssen sich auch Kabelnetzbetreiber, die das analoge Satellitensignal in ihr Kabelnetz einspeisen, rechtzeitig um die Umstellung kümmern. Die Netzbetreiber planen keine Abschaltung der analogen Fernsehprogramme. Zuschauer mit einem Kabelanschluss behalten somit auch in Zukunft die Wahlfreiheit zwischen dem analogen und dem digitalen Fernseh*empfang.
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