Liberty-Gründer John Malone hat es geschafft: Seine Tochterfirma Unitymedia darf nach Informationen des manager magazins den Konkurrenten Kabel BW übernehmen. Damit ist dem US-Manager der Durchbruch im deutschen Kabelmarkt gelungen. Und das nächste Ziel von Malone steht auch schon fest.
Hamburg - Durchbruch für Unitymedia: Das Bundeskartellamt in Bonn ist offensichtlich dazu bereit, die Übernahme des Konkurrenten Kabel BW zu genehmigen. Das teilte die Behörde nach Informationen von manager magazin den beteiligten Unternehmen mit. Unitymedia-Chef Lütz Schüler hatte sich zuvor zu weitgehenden Zugeständnissen bereit erklärt.
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So hatte Schüler der Wohnungswirtschaft ein außerordentliches Kündigungsrecht zugestanden. Es umfasst hunderttausende langlaufende Verträge mit Kunden im Verbreitungsgebiet von Unitymedia und Kabel BW. Zudem will Unity künftig auch auf die Verschlüsselung digitaler, frei empfangbarer Fernsehkanäle verzichten und die sogenannte Exklusivitätsklausel aufgeben. Fällt diese weg, ist es beispielsweise auch möglich, dass der Konkurrent Deutsche Telekom sein Glasfaserkabel in Haushalte verlegt, wo bereits ein entsprechender Kabelanschluss besteht.
Diese Kompromissbereitschaft hat die Behörde nun zu einer Kehrtwende bewegt: In einem Schreiben, das manager magazin vorliegt, teilte das Kartellamt mit, die bis dato bestehenden Bedenken seien damit "beseitigt". Bis am Dienstagnachmittag hatten Unity-Konkurrenten wie die Deutsche Telekom nun Zeit, zu der geplanten Freigabe Stellung zu nehmen.
Für die Kabelbranche ist dies ein historischer Durchbruch. Unitymedia ist eine Tochter des US-Kabelkonzerns Liberty Global. Liberty-Gründer John Malone hatte schon einmal versucht, groß in den deutschen Kabelmarkt einzusteigen. Bei der Trennung des Telekommunikationsmarktes 2002 wollte er das gesamte Kabelnetz vom damaligen Eigner Deutsche Telekom erwerben.
Mittelfristig auch an der Übernahme von KDG interessiert
Damals war Malone an den Wettbewerbshütern gescheitert. Seine neue Strategie, den Markt Stück für Stück zu erobern, scheint nun aufzugehen. Liberty Global hatte 2009 zunächst Unitymedia für 3,5 Milliarden von Finanzinvestoren übernommen und Anfang des Jahres auch nach Kabel BW gegriffen. Der kleinere Konkurrent war Malone 3,2 Milliarden Euro wert, auch Kabel BW war davor im Besitz eines Finanzinvestors, EQT. Branchenkenner gehen davon aus, dass der US-Kabel-Magnat mittelfristig auch an der Übernahme des größten Kabelkonzerns hierzulande, KDG, interessiert sein könnte. KDG ist inzwischen an der Börse notiert.
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Das Szenario eines landesweit tätigen, starken Kabelkonzern galt noch bis vor Kurzem in Deutschland als völlig undenkbar. Das deutsche Kartellamt stand im Ruf, streng über die strikte Trennung des heimischen Kabelmarktes zu wachen. Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren die Geschäfte stark verändert - ein Trend, dem auch die Behörde in Bonn sich nicht ganz verschließen konnte. So wildern die Kabelkonzerne längst im Revier der Deutschen Telekom und bieten Anschlüsse feil, über die Kunden nicht nur fernsehen, sondern auch im Internet surfen und telefonieren können. Die Deutsche Telekom wiederum versucht massiv, im Markt für Internet-TV Fuß zu fassen.
Deshalb gerät jetzt vor allem Telekom-Chef René Obermann erheblich unter Druck. Seit Langem schon beobachtet er in Bonn mit Sorge, dass die Kabel-Konkurrenz oft mehr Leistung für weniger Geld anbietet. Viel mehr noch: Inzwischen ist sie für Obermann zum lästigsten Herausforderer auf dem ohnehin gebeutelten Heimatmarkt herangewachsen.