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23.03.2012, 17:56
Nach der Übernahme KabelBWs durch Unitymedia bahnt sich auf dem Kabelmarkt die nächste große Fusion an. Kabel Deutschland prüft laut Medienberichten die Modalitäten für den Kauf von Konkurrent Tele Columbus.
Der Kabelmarkt kommt in Bewegung: Deutschlands Marktführer Kabel Deutschland prüft einem Zeitungsbericht zufolge den Kauf des kleineren Konkurrenten Tele Columbus. Kabel-Deutschland-Manager schauten in die Bücher des Unternehmens, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein wollte sich nicht zu Übernahmeplänen äußern. „An derlei Spekulationen möchten wir uns nicht beteiligen“, sagte er der Zeitung. Ein Interesse an Zukäufen räumt er aber ein. „Natürlich sind wir an Konsolidierungen in unserem Netzgebiet interessiert. Für mögliche Akquisitionen würden wir auch über den finanziellen Spielraum verfügen.“
Kabel Deutschland ist mit dem Zusammengehen von Unitymedia und KabelBW ein größerer Gegenspieler erwachsen. Während sich die beiden Konkurrenten in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg tummeln, ist Kabel Deutschland in den übrigen Bundesländern aktiv. Im Osten Deutschlands trifft der Branchenprimus auch auf Tele Columbus. Das in Berlin ansässige Unternehmen zählt rund 2,1 Millionen Haushalte zu seinen Kunden und ist damit der kleinste unter den überregionalen Kabelnetzbetreibern.
Vor gut zwei Jahren war Tele Columbus knapp an der Pleite vorbeigeschrammt. Mehr als 100 internationale Gläubiger hatten der Kabelfirma Hunderte Millionen an Schulden erlassen und damit die Insolvenz abgewendet. Zugleich übernahmen sie zu Beginn 2011 das Ruder bei Tele Columbus, nachdem Verkaufsbemühungen mehrmals im Sand verlaufen waren. Das Heer der Gläubiger mache die Verhandlungen für die Interessierten „äußert komplex“, sagte ein Brancheninsider. Nach einigen gefloppten Verkaufsversuchen werde auch der neueste Anlauf skeptisch gesehen, sagte ein Investmentbanker, der auf Restrukturierungsfälle spezialisiert ist. „Unklar ist, wie ernst es die Gläubiger diesmal meinen.“ Zudem drohten noch kartellrechtliche Probleme. „Das ist kein Selbstläufer“, sagte er. Tele Columbus wollte das nicht kommentieren. Auch eine Sprecherin von Kabel Deutschland wollte keine Stellung nehmen.
Kabel Deutschland hatte schon mehrfach Interesse an Tele Columbus angemeldet. Insidern zufolge hatte das Bundeskartellamt dem im Frühjahr 2011 einen Riegel vorgeschoben. Seit kurzem hoffen die Münchner aber wieder auf eine neue Chance. Im Dezember hatten die Wettbewerbshüter die gut drei Milliarden Euro schwere Übernahme von Kabel BW durch Unitymedia nach monatelangem Zögern genehmigt, allerdings nur unter Auflagen. Das weckte Erwartungen auf baldige weitere Zusammenschlüsse in der deutschen Kabelbranche.
Das Börsenumfeld für einen solchen Deal ist derzeit so gut wie lange nicht mehr. Der Schuldenkollaps Griechenlands scheint zumindest vorerst gebannt, die Aktienkurse steigen. Und Kabelnetzbetreiber sind sehr gefragt. Der niederländische Vertreter Ziggo feierte am Mittwoch ein erfolgreiches Börsendebüt. Und Kabel Deutschland ist an der Börse mittlerweile 4,1 Milliarden Euro wert - mehr als doppelt so viel wie zur Börsenpremiere vor zwei Jahren.
Quelle : Handelsblatt