Per sofort sind alle Sourcecodes des auf dem ARM-Kern des Broadcom BCM2835 SoC des Raspberry Pi laufenden Codes als Open Source verfügbar, wie die Raspberry Pi Foundation und Broadcom bekannt gegeben haben. Der letzte dazu notwendige Schritt war die Veröffentlichung des Treiber-Sourceodes für den VideoCore. Dieser ist nun unter einer BSD-Lizenz auf Github verfügbar. Betriebssystementwicklern gibt dies die Möglichkeit bequem und lizenzrechtlich einwandfrei ihre Open Source Systeme mit hardwarebeschleunigter Grafik zu versehen, da der Treiber die OpenVG, OpenMAX, EGL und OpenGL ES Schnittstellen zur Verfügung stellt.
Gerade Systeme wie Android, RiscOS oder Plan 9, die bisher keine Hardwarebeschleunigung nutzen konnten, können zukünftig hiervon profitieren. Aber auch die Portierung des designierten X11-Nachfolgers Wayland oder die Integration von OpenGL in X wird hierdurch vereinfacht.
Wer nun aber denkt aus den rund 100 C- und 200-Header-Dateien des VideoCore-Treibers Informationen zu dessen internen Aufbau zu erfahren oder möglicherweise sogar Assembler-Code für diesen zu Gesicht zu bekommen, dürfte enttäuscht werden. Tatsächlich macht der Treiber nämlich nicht viel mehr als die Funktionsaufrufe 1:1 an die Funktionen der Firmware bzw. den VideoCore IV weiterzugeben. Das liegt zum Einen daran, dass Broadcom den internen Aufbau des VideoCore auch weiterhin als schützenswertes Betriebsgeheimnis ansieht und zum anderen daran, dass der VideoCore selbst die jeweiligen API-Funktionen high-level abbildet und direkt ausführt.
Broadcom ist mit diesem Schritt der erste Hersteller, der seine auf ARM laufenden APIs seiner SoC-Chips komplett als Open Source verfügbar macht. Für die Grafikeinheiten anderer SoCs, wie beim Tegra und Mali, gibt es dagegen lediglich durch Reverse Engineering ermöglichte Open Source Treiber.