Elektronischer Zahlschein
Während QR-Codes in Österreich gerade einmal für Werbezwecke eingesetzt werden, sind die Mosaikkästchen in Japan seit Jahren in allen Lebensbereichen allgegenwärtig: Millionen Japaner scannen regelmäßig die sogar von der Einwanderungsbehörde in Visa gedruckten Pixellinks.
Österreichs Banken wollen den QR-Code nun als Eingabehilfe für den Zahlungsverkehr etablieren. Aufgedruckt auf Rechnungen und Zahlungsanweisungen soll das Pixelmuster ab dem nächsten Jahr die händische Eingabe von IBAN und BIC überflüssig machen.
Um eine Rechnung zu begleichen, öffnet der Zahler dann die App seines Geldinstituts und wählt dort die QR-Readerfunktion, um den Pixelcode mit der Handykamera zu scannen. Anschließend wird der Kunde direkt mit dem Onlinebanking verbunden und sieht nach der Eingabe von Log-in und Passwort die Überweisungsdaten in einem vorausgefüllten Formular.
Die gezeigten Daten können dabei vom Nutzer noch nach Belieben (zum Beispiel der Betrag und das Durchführungsdatum) verändert werden. Anschließend erfolgt die Unterschrift wie gewohnt mittels Einmalpasswort (TAN, Transaktionsnummer).
Auch SB-Geräte in Foyers mit QR-Scanner
Nutzer ohne Smartphone können die Selbstbedienungsgeräte in den Foyers der Banken zum Scannen der QR-Codes nutzen. Schon jetzt gibt es Lesefunktionen bei den SB-Geräten, die handschriftlich ausgefüllte Belege erkennen sollen – aufgrund der Vielzahl an verschnörkelten Handschriften jedoch bisher nur mit eingeschränktem Erfolg. Diese bestehenden Geräte werden ab nächstem Jahr mit der neuen QR-Scanfunktion aufgerüstet.
Um einen QR-Beleg einzulesen, steigt der Kunde am SB-Gerät wie gewohnt mit seiner Bankservicekarte bzw. Bankomatkarte ein und hält anschließend den Beleg unter den Scanner. Die eingespeisten Daten werden angezeigt, können geändert und schließlich mit dem PIN-Code der Bankkarte bestätigt werden.
Generator erstellt Schwarz-Weiß-Mosaik
Die für eine Überweisung nötigen Daten (Empfängername, IBAN des Empfängers, eventuell auch Betrag, Zahlungsreferenz) müssen vom Zahlungsempfänger in einen QR-Code eingebettet werden. Die österreichische Studiengesellschaft für die Zusammenarbeit im Zahlungsverkehr (STUZZA) stellt Interessierten einen entsprechenden Codegenerator bereit. Ist das Schwarz-Weiß-Mosaik erstellt, kann es direkt auf die Zahlungsanweisungen gedruckt werden.
Keine Tippfehler trotz IBAN
Mit der neuen Einlesemethode sollen Tippfehler bei der Eingabe der Kontonummern vermieden werden. Denn mit 1. Jänner 2013 stellen Österreichs Kreditinstitute auf die internationalen Kontonummern um. Statt Bankleitzahl und Kontonummer müssen dann die wesentlich längeren, internationalen Gegenstücke IBAN (20 Stellen) und BIC (acht bzw. elf Stellen) angegeben werden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, beim Abschreiben oder Eintippen des Buchstaben-Zahlen-Codes Fehler zu machen.
Vom Energieversorger bis zur Arzthonorarnote
Einige große Versender von Rechnungen - wie etwa Energieversorger und Telekomanbieter, die schon bisher vorgedruckte Zahlungsanweisungen verschicken, - testen das neue Verfahren bereits. Auch die in Banken aufliegenden Blankonbeläge von Spendenorganisationen könnten schon bald mit QR-Codes versehen sein.
Die Schwarz-Weiß-Muster können auch direkt auf Rechnungen von Handwerkern und Honorarnoten von Ärzten gedruckt werden - und damit das Abtippen klein gedruckter Zahlenkolonnen aus dem Briefkopf unnötig machen. Um nicht für jeden Kunden bzw. jeden Patienten einen eigenen QR-Code erzeugen zu müssen, wäre hier wohl die Beschränkung auf die Einbettung der Kontodaten am sinnvollsten. Die Zahler müssten dann nur noch Betrag und Verwendungszweck selbst im Onlineformular ausfüllen.
Muster einer Zahlungsanweisung mit QR-Codewww.stuzza.atDer QR-Code wird auf Erlagscheine oder direkt auf Rechnungen gedruckt
Raiffeisen, Erste Bank und Bank Austria starten
Mehrere Banken wollen das neue Verfahren voraussichtlich ab dem nächsten Jahr anbieten. Bei Raiffeisen laufen die Vorbereitungen bereits. Anfang 2013 soll ein entsprechendes QR-Update für die Banken-App zum Download bereitstehen, die Umrüstung der Selbstbedienungsgeräte im Foyer soll bis Mitte des Jahres erfolgen, so Walfried Lemerz - Head of Payment Infrastructures, -Operations & -Projects der Raiffeisen Bank International (RBI) - gegenüber ORF.at.
Die App der Erste Bank wird laut Pressesprecher Christian Hromatka ebenfalls ab Anfang 2013 QR-Code-Transaktionen unterstützen. In einem zweiten Schritt sollen bis Jahresende 2013 auch die SB-Geräte in den Foyers umgerüstet werden. Auch die Bank Austria plant laut Pressesprecher Matthias Raftl, ihre App und Selbstbedienungsgeräte im Laufe des Jahres 2013 entsprechend zu aktualisieren.
BAWAG P.S.K. und Volksbank folgen
Die BAWAG P.S.K. arbeitet nach Eigenangaben bereits mit Hochdruck an dem Einsatz von QR-Codes auf Belegen des Zahlungsverkehrs. Der Echteinsatz von QR-Codes auf Zahlungsverkehrsbelegen sei für das Jahr 2013 geplant, der genaue Startzeitpunkt sei noch Gegenstand von Planungen, so Pressesprecherin Georgia Schütz.
Bei der Volksbank bereitet man sich zwar grundsätzlich auf die QR-Funktionalität vor, ein genauer Starttermin steht jedoch ebenfalls noch nicht fest. Man werde entsprechend der Marktentwicklung agieren, so Pressesprecher Walter Gröblinger zu ORF.at.
Österreichischer Standard als EU-Norm
Auch in anderen Ländern ist der digitale Zahlungsverkehr gerade ein vieldiskutiertes Thema. In Finnland läuft der Zahlungsverkehr bereits seit 20 Jahren über Strichcodes. Jeder Bankomat ist dort mit einem Barcodescanner ausgerüstet und kann Rechnungen direkt einlesen.
Beim Einsatz von QR-Codes nimmt Österreich eine Vorreiterrolle ein. Der Standard für den Einsatz sowie die physischen Regeln für den Druck der QR-Codes auf Zahlscheinen und Rechnungen wurden von der STUZZA - einer seit 1991 bestehenden Kooperationsplattform der größten österreichischen Kreditinstitute - festgelegt. Diese Normen sind für alle österreichischen Kreditinstitute verbindlich und gewährleisten, dass unabhängig von der Kontoverbindung des Empfängers oder des Zahlenden via App und QR-Codes Überweisungen durchgeführt werden können.
Die STUZZA hat diese Norm auch dem European Payment Council in Brüssel zur Verfügung gestellt. Dort wurde sie als Empfehlung in das Regelwerk für SEPA-Überweisungen aufgenommen. Damit könnten schon bald auch andere Institute aus anderen Ländern folgen und dabei auf den österreichischen Standard setzen.
Überweisen mit der Handykamera - news.ORF.at
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