[h=2]Bayerns Supercup-Niederlage: Zurück in die Werkstatt[/h]
Der FC Bayern hat die erste Pflichtspiel-Niederlage der Saison kassiert - und ist bemüht, die Supercup-Pleite gegen Dortmund klein zu reden. Man sei eben noch nicht perfekt, sagt Kapitän Philipp Lahm, zu groß seien die Veränderungen unter dem neuen Trainer Pep Guardiola.
Als ernstzunehmenden Prolog wollte Ligapräsident Reinhard Rauball den Supercup verstanden wissen, als eine Art verheißungsvolle Ankündigung des Hauptakts. Sollte dieser schwüle Abend in Dortmund tatsächlich einen Fingerzeig dafür gegeben haben, was die kommende Bundesliga-Saison bringen wird: Dann könnte es spannender werden als bislang erwartet. Denn nach zuvor neun gewonnenen Testspielen in Serie verlor der FC Bayern München das erste Pflichtduell der neuen Saison.
Ausgerechnet gegen Borussia Dortmund. 63 Tage nach dem Champions-League-Finale in London besiegten die Dortmunder den amtierenden Deutschen Meister 4:2 (1:0), ein Erfolg, der ihnen seit dem DFB-Pokalfinale 2012 in fünf dann folgenden Duellen verwehrt geblieben war. Doch nicht immer schien an diesem Abend jener unschlagbare FC Bayern der vergangenen Saison auf dem Platz zu stehen, zu viele Fehler und Unachtsamkeiten unterliefen dem Team von Trainer Josep Guardiola.
Eine neue Erfahrung für den Spanier. Während die meisten seiner Spieler nach Abpfiff zügig in der Kabine verschwanden, stapfte Guardiola unschlüssig über den Rasen, die Hände in den Hosentaschen, den Blick stets auf die feiernden Dortmunder gerichtet.
"Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht", sagte der Bayern-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Neben seinem grinsenden BVB-Kollegen Jürgen Klopp wirkte er in seinem verschwitzten weißen Hemd beinahe verloren. "Ich bin mit der Leistung zufrieden, wir haben gut gestanden. Was passiert ist, entstand aus punktuellen Situationen." Trotz der vier Gegentreffer habe er nicht das Gefühl, dass Dortmund besser gewesen sei. "Wir wissen, dass wir noch an einigen Stellen arbeiten müssen, aber wir werden uns bis zum Start der Bundesliga verbessern", sagte er.
Bayern betonen Entwicklungspotential
Damit gab Guardiola die Bayern-Interpretation des Abends vor. Die Mannschaft sei noch nicht komplett fertig, sie müsse noch einige Neuerungen verstehen und umsetzen, dann werde es schon werden, betonten die Münchner Spieler einer nach dem anderen.
Doch es war nicht zu übersehen, dass sie hinter diesen Erklärungen und Prognosen vor allem auch ihre Enttäuschung zu verstecken versuchten. Mehr noch: Sie schienen sich selbst beruhigen zu wollen, dass diese Niederlage eben nicht der richtungweisende Auftakt in die neue Saison gewesen war.
Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri hatte einen einfachen Grund parat: "Wir haben im Zentrum jetzt einen Mann mehr. In der ersten Halbzeit hat das mit der Koordination gut geklappt, aber dann haben wir zu viele Tore kassiert. Wir sind noch nicht perfekt." Das dächten nur die anderen, allen voran die Medien. "In der Öffentlichkeit wird es so dargestellt, als seien wir komplett fertig und unschlagbar. Aber so ist es nicht, das wissen wir. Wir haben immer gesagt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt", sagte Kapitän Philipp Lahm, doch die Warnungen wolle ja niemand hören.
"Haben alles, was nötig ist für den Erfolg"
Der erste verlorene Titel der Saison machte deutlich, dass der ärgste Gegner der Bayern in der neuen Saison vermutlich nicht Dortmund oder der FC Barcelona, sondern der FC Bayern sein wird. Die Münchner selbst haben in der vergangenen Rekordspielzeit die Messlatte derart hoch gelegt und die Erwartungshaltung der Fußball-Welt in die Höhe geschraubt. Lahm wirkte deshalb sofort leicht angegriffen, als er auf die Fehler im Spiel seiner Mannschaft angesprochen wurde: "Gestern war alles in Ordnung, und jetzt ist sofort wieder alles schlecht", schimpfte er. "Wir haben ein Spiel verloren, aber das ist nicht so tragisch. Wir wissen, dass wir alles haben, was nötig ist für den Erfolg."
Während die Bayern also versuchten, die Bedeutung der Niederlage gegen Dortmund herunterzuspielen, war man auf Seiten des Gegners darum bemüht, sich mit den Jubelarien über die geglückte Revanche - im vergangenen Jahr hatten die Bayern mit ihrem Supercup-Sieg gegen Dortmund ihren Triumphzug eingeleitet - vornehm zurückzuhalten. "Das Gute am Supercup ist ja, dass sich der Verlierer nicht sehr aufregt und der Sieger freut. Und wir haben gewonnen, das ist geil. Wenn wir auf München treffen, wollen wir gegen die Bayern auch gewinnen. Ansonsten sind sie aber nicht unser Konkurrenz, wir schauen nur auf uns", sagte BVB-Trainer Klopp.
Doch bei aller Vorsicht und Tiefstapelei konnte er seine Genugtuung nicht ganz verbergen, insgeheim freute er sich wie ein kleiner Junge darüber, es den großen Bayern mit dem noch größeren Pep Guardiola gleich zu Beginn gezeigt zu haben.
Quelle: Spiegel.de
Gruß: Homer